Alte und neue Straßen
Entstehung und Herkunft der Namen
Am Haken
Dies ist die Straße, die von der Werftstraße zum Norwegen-Terminal führt. Am Anfang des Jahrhunderts verkehrten hier zwei Fähren mit den Namen "Primus" und "Sekundus" und sogar "Tertius" zwischen Ost- und Westufer. Mit diesen Fähren konnten auch Pferdefuhrwerke übersetzen.
Diese beiden Fähren wurden ersetzt durch den kleinen Dampfer "Ute", Fahrpreis 10 - 20 Pfennig. Ausserdem war hier der Anleger für die Schiffe der Fördeschiffahrt, hier ging es direkt von Gaarden aus zum Strand. Ein kleiner Sportboothafen komplettierte das Bild.
Modell im Kieler Schiffahrtsmuseum
Augustenstraße
Benannt nach der Tochter des früheren Grundstückseigentümers H. Schlüter. In dieser Straße befand sich bis etwa Ende der 1970er das Kino "Kurbel".
Bielenbergstraße
Erbaut 1905. Hier befand sich die Getreide- und Speditionsfirma Bielenberg und Sörensen.
Blitzstraße
"Blitz" war ein kleiner Kreuzer der Kaiserlichen Kriegsmarine.
Bothwellstraße
Angelegt 1905. Kapitän zur See Jacob Robert Arthur von Bothwell (1822-1904) war Chef der Marinestation. Heute überwiegend eine Wohnstraße.
Diedrichstraße
Diedrich Mordhorst war ein stellvertretender Gemeindevorsteher von Gaarden-Süd.
Diesterwegstraße
Benannt nach dem Pädagogen Friedrich Diesterweg (1790-1866).
Eutiner Straße
Nach der Stadt Eutin (Ostholstein)
Flintbeker Straße
Nach der Ortschaft Flintbek
Gaardener Straße
Vor dem Bau der Gablenzbrücke war dies die Verbindung zwischen Westufer und Gaarden. Direkt am Ende der Hörn bis dahin, wo heute das Arbeitsamt steht, befand sich früher der Kieler Schlachthof.
Heintzestraße
Nach dem Landrat des früheren Kreises Bordesholm, Adolph Freiherr von Heintze (1864-1956).
Heischstraße
1907 benannt nach einer alten Gaardener Flur.
Iltisstraße
Nach einem Kanonenboot der Kaiserlichen Marine.
Jägerstraße
Eine kleine Straße zwischen Elisabeth- und Kaiserstraße, auf der Höhe des heutigen Alfons-Platzes. Hier steht mein Geburtshaus, Baujahr 1910. Um diese Jahre herum war der Urgroßvater hier sehr rührig, er betrieb einen Kohlenhandel und baute nebenher eine ganze Reihe von Häusern, nicht nur in der Jägerstraße.
Johannesstraße
Der Name geht auf den ehemaligen Grundstückseigentümer Johannes Schnoor zurück.
Kaiserstraße
Vermutlich so benannt nach der Kaiserlichen Werft, bei welcher sie an ihrem unteren, nördlichen Ende beginnt.
Karlstal
Nach dem Sohn des Grundstücksmakler Blessmann benannt, der das Karlstal 1870 angelegt hat.
Dort, wo jetzt der Fuhrpark der Post steht, befand sich früher die Giesserei der Werft. Sie wurde 1943 bei einem Bombenangriff völlig zerstört, die Produktion wurde zu "Vollert & Merkel" in die Preetzer Straße verlegt.
Kirchenweg
Hier führte früher ein Feldweg zur Kirche in Elmschenhagen.
Lensahner Straße
Nach der Ortschaft Lensahn in Ostholstein.
Maybachstraße
Nach Regierungsbaurat Albert von Maybach, einem der Gründer der Eisenbahnersiedlung Gaarden-Süd.
Medusastraße
Gebaut 1906 und benannt nach einem 1864 in Dienst gestellten Kriegsschiff der preußischen Marine.
Mühlenstraße
Hier stand in früheren Jahrhunderten eine Mühle, die dem Kloster Preetz gehörte. Der zugehörige Mühlenbach fliesst hier heutzutage (ab der Bielenbergstraße) weitgehend unterirdisch.
Ostring
Ein Ring, der das Kieler Ostufer umschliesst. Er beginnt am Theodor-Heuss-Ring und endet an der Schwentinebrücke. Der Ostring sorgt vielerorten für Aufregung. Man muss sich vergegenwärtigen, dass dies nicht nur eine einfache Straße, sondern eine vierspurige Bundesstraße ist, die mitten durch Wohngebiet führt.
Durch den Ausbau des Ostuferhafens haben der LKW-Verkehr und somit Lärm und Abgasbelästigung deutlich zugenommen. Im Sommer kommen dann noch die Touristen hinzu. An geöffnete Fenster ist für viele Bewohner nicht mehr zu denken.
Preetzer Straße
Vor dem Bau des Theodor-Heuss-Ringes war dies die Straße nach Preetz (alte B 76/202).
Reeperbahn
Reeperbahnen gibt es in vielen Städten, die bekannteste von ihnen befindet sich sicher in Hamburg. Hier wohnten und arbeiteten die Taumacher, die in "Reepschlägereien" arbeiteten.
Röntgenstraße
Nach dem Physiker Wilhelm Conrad Röntgen (1845-1923), Entdecker der Röntgenstrahlen und 1901 erster Nobelpreisträger für Physik.
Pickertstraße
Im Adressbuch von Kiel 1902 erstmals aufgeführt. Liegt zwischen Augustenstraße und Ernestinenstraße. Benannt nach Dr. jur. Pickert, von 1893 - 1901 kommissarischer Gemeindevorsteher der am 1.April 1901 eingemeindeten
Landgemeinde Gaarden, Kreis Plön. Dazu Direktor der Germaniawerft.
Später entsteht im Viereck Pickert- / Jachmann- / Stosch- / Kaisersraße eine Kaserne. Das mit Wohnungen zugebaute Areal heisst heute Gustav-Schatz-Hof.
Schulstraße
Gebaut 1875/76 und nach einer ehemals dort gelegenen Volksschule benannt. In der Gegend der Schulstraße lag das erste Zentrum Gaardens. Hier standen eine Kirche (in der Kirchstraße, etwa dort, wo jetzt die Schwimmhalle steht) und ein Krankenhaus.
An der Ecke zum Karlstal stand das frühere Gaardener Rathaus mit Leihbücherei. Richtung Elisabethstraße folgten dann noch ein Spielplatz sowie ein zweiter Platz, auf dem frühher der Wochenmarkt stattfand.
Spolertstraße
Nach Bahnmeister Johannes Spolert, einem der Gründer der Eisenbahnersiedlung Gaarden-Süd.
Stoschstraße
Nach dem Chef der deutschen Admiralität Albrecht von Stosch.
Theodor-Heuss-Ring
Eine der Straßen, die durch den zunehmenden Verkehr erst Ende des 20. Jahrhunderts entstanden ist. Nach dem ersten Bundespräsidenten und Ehrenbürger der Stadt Kiel Theodor Heuss (1884-1963).
Bild: Alte Ornamente aus einem der ehemaligen "Schiefen Häuser"
Vinetaplatz
Der Platz im heutigen Gaardener Zentrum wurde 1903 nach einem Kreuzer der Kaiserlichen Marine benannt. Vineta war ausserdem ein verschollener Handelsplatz an der Ostsee. Der Vinetaplatz entstand in der zweiten Ausbauphase Gaardens am Anfang des 20. Jahrhunderts. Die ganze Gegend dort ist ein Hochmoor. Dort, wo heute die neuen, roten Häuser stehen, standen bis Anfang der 70er Jahre mehrere wunderschöne Jugendstilbauten. Durch das Moor begannen diese Häuser bereits nach wenigen Jahren abzusacken. Der Architekt, der schlimmstes befürchtete, nahm sich daraufhin das Leben. Seine Häuser überlebten ihn noch gute 70 Jahre, zwar schief in alle Richtungen, aber fast noch bis zum Abriss bewohnbar. Ganz zum Schluss probte in der leeren Ruine die erste Kieler Punkband "No Horizon". Überbleibsel der alten Häuser sind einige Ornamente, die in die neuen Häuser integriert wurden (Bild oben).
Zur Zeit des Nazi-Regimes plante Propagandaminister Goebbels, den Platz bis an die Schulstraße zu erweitern, um einen Versammlungsplatz für 20.000 Menschen zu schaffen.
Heutzutage findet dort am Dienstag und am Samstag ein Rest von Wochenmarkt statt. Hauptnutzer des Platzes sind die vielen heimatlosen Gaardener Seelen, die sich dort zu buntem und lautem Saufgelage auf den Bänken treffen. Im Sommer mehr, im Winter weniger.
Zwischen ihnen, umgeben von Bäumen steht in einem Brunnen "Das Tanzpaar" von Hans Kock.
Der Platz ist ein Beispiel für eine schöne Fläche, die viel zu wenig genutzt wird. Hier liesse sich allerhand machen. Und das Wenige, was gemacht wird, ist einfach zu wenig. Das eigens eingerichtete "Stadtteilmanagement" hat hier bisher schlichtweg versagt.
Werftstraße
Sie führt genau an der Werft entlang. Die Fortsetzung ab Ellerbek ist die Schönberger Straße.