Kiel-Gaarden
Die Kapitel
Teil I: Beschreibung
Übersicht über den Stadtteil.
Teil II: Die Gegenwart
Übersicht. Von 2000 - 2010
Der Pfusch der Jahrtausendwende. Nach Oslo. Die Werften
Die Straßen: Namensgebung und Geschichte
Gaarden im Internet: Verschiedene Artikel, Links
Teil III: Von Anfang an - Die Geschichte
Die Anfänge. Die Werft. Der Ausbau. Die Entwicklung des Hafens. Zweiter Weltkrieg. Die Straßenbahn: Linie 4.
Historische Photos
Kiel-Gaarden - Eine Übersicht
Der Stadteil Gaarden liegt am Ostufer der Kieler Förde. In Gaarden-Ost leben ca. 15.000 Menschen auf 258 Hektar Fläche, in Gaarden-Süd und Kronsburg sind auf 629 Hektar etwa 10.000 Menschen beheimatet.
Der Ausländeranteil liegt bei etwa 30%, davon wiederum sind 80% Türken. In den Schulen wird der Anteil ausländischer Kinder offiziell mit 50% angegeben (Stand Herbst 2003), nimmt man jedoch die Kinder mit deutschem Pass und Eltern mit ausländischer Herkunft hinzu, so steigt dieser Anteil auf 70%.
Die Gegenwart: 2000 - 2018
Das 21. Jahrhundert
Durch die steigende Arbeitslosenzahl hat sich Gaarden mehr und mehr zu einem Viertel mit großen, sozialen Problemen entwickelt. Es fällt schwer, die immer zahlreicher werdenden, heimatlosen Gestalten zu übersehen, die sich, meist mit Bierdose bewaffnet, auf den vielen Gaardener Bänken herumlümmeln. Die Fußgängerzone wird mehr und mehr zu einem Tummelplatz für gescheiterte und von der Gesellschaft weggeworfene Gestalten. Dadurch entsteht eine gefährliche Abwärtsspirale. Auswärtige Kunden bleiben fern, dies bringt viele Geschäftsleute dazu, Gaarden zu verlassen - sofern sie nicht vorher pleite gehen.
Die offiziellen Stellen vergießen hier und da ein paar Krokodilstränen, tun gegen diese Entwicklung aber nicht besonders viel. Ganz im Gegenteil kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier Absicht vorliegt. Der "Ausschuss" wird ganz bewusst mit dem großen Ordnungsbesen vom Westufer nach Gaarden abgeschoben und dort seinem Schicksal überlassen.
In Gaarden wurde im Jahr 2002 ein Drittel des in Schleswig-Holstein aufgespürten Rauschgiftes beschlagnahmt. Im Jahr 2002 wurden annähernd 5.000 Straftaten verübt. Bei 20.000 Einwohnern hat also statistisch gesehen jeder vierte Einwohner die Polizei auf den Plan gerufen. Im benachbarten Stadtteil Ellerbek wurden im selben Zeitraum 300 Straftaten registriert.
Kriminalität, Gewalt und Drogen gewinnen hier immer mehr an Boden. Konsequenz: Die alteingesessenen BewohnerInnen verlassen das Viertel, immer mehr Wohnungen und Geschäfte stehen leer.
Der Pfusch der Jahrtausendwende
Was es um das Jahr 2000 gibt, sind Ruinen. Das Aussehen des Hafenbereiches wird überwiegend durch die verlassenen Gebäude diverser Pleitiers bestimmt. An der Kopfseite der Hörn das Ision-Denkmal, nach der Halle 400 folgt eine endlose Wüste, dann die sogenannte "Schmidt-Ruine", ein halbfertiger Bau, dort hinterlassen und benannt nach Gerhard Schmidt, dem Gründer und Vernichter der "mobilcom". Hier haben die Stadt Kiel und ein paar größenwahnsinnige "Investoren" versucht, an Gaarden herumzuknabbern. Es ist Ihnen nicht bekommen. Die Sand- und Schrottberge, die hier früher einmal lagen, waren weitaus dekorativer.
Juli 2008 / März 2010
Mittlerweile hat sich die Situation etwas geändert, ob sie besser geworden ist, sei dahingestellt. Die Schmidt-Ruine befindet sich nun in Händen der Frau von Pleitier Schmidt. Das Haus berherbergt jetzt ein paar Geschäfte und - gleich und gleich gesellt sich gern - den "Customer Care Service" von einem der umstrittensten Arbeitgeber Kiels.
Im März 2010 ist auch dieses - wenigstens nominell - Geschichte. Das "fcc" wurde im Dezember 2009 an eine Firma aus Mannheim verkauft, die die ebenfalls verkauften DSL-Kunden von freenet betreut. Im Herbst 2010 ist wieder ein Teil hiervon Geschichte, ein neues Callcenter nistet sich ein. Und so weiter ...
Ansonsten hat man auf der Fläche in nun gut zehn Jahren nicht besonders viel zuwege gebracht. An der Halle 400 stehen seit 2009 die "Germania-Arkaden".
Anfang 2011 wird der Ausverkauf der Kieler Sahneflächen weiter vorangetrieben. Es will und will der Stadt Kiel auf ihrem städtischen Balkon nicht gelingen, ordentlich bezahlte Arbeitsplätze, geschweige denn kulturelle Einrichtungen zu schaffen. Im Jahr 2011 wird direkt neben der Halle 400 ein Callcenter der telekom mit 400 Arbeitsplätzen eröffnet. Auch 2017 ist erst ein Bruchteil der zur Verfügung stehenden Bauplätze belegt.
Die (sehr) schönen Seiten
Gaarden hat auch andere, sehr schöne Seiten. Eine bunt gemischte Architektur mit zum Teil üppig dekorierten Jugendstilhäusern, gemischt mit Bauten aus allen Jahrzehnten. Gaarden hat eine eigene Fußgängerzone, der die Hektik anderer Einkaufszonen absolut fehlt. In den vielen Nebenstraßen findet sich eine Unzahl von kleinen Geschäften und Betrieben.
Durch die internationale Struktur der Einwohner finden sich viele Angebote, die es andernorts so nicht gibt. Entsprechend vielfältig ist das Warensortiment, beispielsweise im Lebensmittelbereich geht das Angebot vom Holzofenbrot bis hin zum ausgefallenen, asiatischen Gewürz.
So international wie seine Händlerschaft ist auch Gaardens Gastronomie; mit der Halle 400 und der Räucherei verfügt Gaarden über zwei große Veranstaltungszentren.
Und, das sei hier nicht vergessen: In Gaarden gibt es sehr viel Grün.
Nach Oslo
Das letzte Gebäude vor Beginn der Werft wird intensiv genutzt. Nicht schön aber nützlich steht dort der Norwegen-Terminal, von dem aus anfangs die beiden Personen- und Autofähren "Princesse Ragnhild" und "Kronprins Harald" nach Oslo verkehren. Die "Princesse Ragnhild" wurde Weihnachten 2004 durch die sehr viel größere "Color Fantasy" abgelöst, noch bombastischer wurde es dann mit der "Color Magic".
Das erste Fährschiff nach Oslo - Die Kronprins Harald. Alte Ansichtskarte.
24.4.1961 - Oslo-Kai
Der alte Oslo-Kai war bereits am 24.4.161 unterhalb des Kieler Schlosses eingeweiht worden. Er wurde zu klein für die zunehmenden Ausmaße der Fährschiffe. Am 18.8.1997 wird der neue Norwegen Terminal seiner Bestimmung übergeben, so dass die Anlage in weiten Teilen ausgedient hat.
In Gegenwart der norwegischen Königin und der schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis wird das neue Gebäude seiner Bestimmung übergeben.
Und es wollte und wollte nicht klappen. Denn Bedingung für die Eröffnung seitens der norwegischen Color Line war, dass eine Brücke über die Förde fertiggestellt sein müsste. Und dieses Teil war so kompliziert gedacht, dass es monatelang Schwierigkeiten gab. So gingen der Stadt Kiel auch noch einige Mark an Pacht durch die Lappen.
Die Werft
Dann folgt der Rest der "Howaldts Werke", einer einstmals stolzen Werft mit mehr als 12.000 Beschäftigten. Davon ist nur eine Handvoll übrig geblieben, und auch von dieser Hand ist bald nur noch das Skelett zu sehen. Nach vielen, erfolgreichen Jahrzehnten hält man sich mühsam über Wasser.
Mehr über die Geschichte der Werft im zweiten Teil.
Gaarden im 21. Jahrhundert
Gesammeltes
Die Straßen
Siehe eigener Artikel.
Kiel Gaarden Teil III: Die Geschichte
Die Anfänge. Der Reichskriegshafen. Der Aufschwung. Die Werft. Die Entwicklung des Hafens. Zweiter Weltkrieg. Die Straßenbahn: Linie 4. Zitate zu Gaarden. Chronologie.
Gaarden - Von Anfang an
Gaarden wird im 12. Jahrhundrt das erste Mal dokumentarisch erwähnt. Das heutige Gaarden ist entstanden aus den beiden Dörfern Hemminghestorpe und Wulvesbrooke. Die natürliche Grenze zwischen beiden bildete der Mühlenbach. Hier stand früher tatsächlich eine Mühle, die dem Kloster Preetz gehörte. Wegen der Eigentumsverhätnisse entstanden dann später auch "Klösterlich" und "Fürstlich" Gaarden.
Die Höfe des "fürstlichen" Gaardens standen in der Gegend der heutigen Lübecker Chaussee. Dieser Teil wurde vollkommen eingeebnet und musste dem Güterbahnhof Platz machen. Heute ist dort ein Gewerbegebiet.
Noch Mitte des 19. Jahrhunderts war Gaarden eine Parklandschaft, die die Kieler zur Erholung nutzten. Das Zentrum von "Klösterlich Gaarden" befand sich etwa dort, wo heute die Werft liegt.
Der Reichskriegshafen
1871 wird Kiel Reichskriegshafen. Der deutsche Kaiser beginnt, zur See aufzurüsten. Hierfür brauchte es natürlich Werften, die in Dietrichsdorf und Gaarden gebaut wurden. Auf dem Gelände hinter der Werft wurden die Arbeiter angesiedelt. Der rasante Anstieg der Einwohnerzahl beginnt.
Was die Aufrüstung später bedeuten sollte, hatten die Kieler wohl schon geahnt, sie wehrten sich mit allen Mitteln gegen den neuen Ruhm. Die Prozesse der Stadt Kiel gegen das Deutsche Reich zogen sich über viele Jahre hin.
Der Aufschwung
Hatte Gaarden im Jahr 1871 noch 2.715 Einwohner, so waren es im Jahr 1910 30.427 Einwohner.
1875/76 wurde die Schulstraße nach einer ehemals dort gelegenen Volksschule benannt. In der Gegend der Schulstraße lag das erste Zentrum Gaardens. Hier standen eine Kirche (in der Kirchstraße, etwa dort, wo jetzt die Schwimmhalle steht) und ein Krankenhaus.
1901 wird Gaarden in die Stadt Kiel eingemeindet. Im selben Jahr wird der neue Stadtteil durch den Städtebauer Stübben überplant. 1903 entsteht der Vinetaplatz.
Gaardener Wahrzeichen: Die "Juchos" auf dem Gelände der (Ex-) HDW
Die Werften
Seinen rasanten Auftstieg hat Gaarden dem Werftbau zu verdanken. Heute gibt es nur noch einen Rest der "Howaldts Werke", einer einstmals stolzen Werft mit mehr als 12.000 Beschäftigten. Davon ist nur eine Handvoll übrig geblieben, und auch von dieser Hand ist bald nur noch das Skelett zu sehen.
Nach vielen, erfolgreichen Jahrzehnten hält man sich mühsam über Wasser. Die Werft wird von einem "Investor" an den nächsten durchgereicht, besonders konstruktiv konnten sich bisher alle nicht verhalten. Seit 2016 wird dort nur noch Kriegsmaterial produziert, und jeder Auftrag wird vom deutschen Steuerzahler massiv subventioniert.
Der eigentliche Betrieb besteht seit dem 1.10.1838. Senator Johann Schweffel (1796-1865) und August Georg Howaldt hiessen die Gründer der "Maschinenbauanstalt und Eisengießerei Schweffel und Howaldt". Hier wurden vor allem Töpfe, Maschinen und Kessel hergestellt.
1865 errichtete Georg Howaldt auf einem gemieteten Platz bei Ellerbek eine kleine Werft. Im gleichen Jahr läuft dort der erste, kleine Dampfer vom Stapel, die 93 BRT große "Vorwärts". 1867 übernimmt der Norddeutsche Bund die Werft und benennt sie in "Königliche Werft Kiel" um. Nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs im Jahr 1871 wird aus dem Betrieb schließlich die "Kaiserliche Werft Kiel".
Für die Erweiterung der Werften wurden am Ostufer der Kieler Förde ganze Berge zur Begradung des Ufergeländes abgetragen, wodurch die Hügel im heutigen Werftpark entstanden sind.
Dort, wo jetzt an der Werftstraße der Fuhrpark der Post steht, befand sich früher die Gießerei der Werft. Sie wurde 1943 bei einem Bombenangriff vollständig zerstört, die Produktion wurde zu "Vollert & Merkel" in die Preetzer Straße verlegt.
Der Kaiser und die U-Boote
Am 25.1.1906 läuft das erste, für die Kaiserliche Marine gebaute Unterseeboot vom Stapel. "U1" ist ein Zweischalenboot, zehn Mann Besatzung können mit ihm bis zu zwölf Stunden unter Wasser bleiben. Aus den Folge-Booten soll die "Flottille Weddingen" werden, in der auch Karl Dönitz im Ersten Weltkrieg Kampferfahrung bekommt.
Die U-Boote: Dritter Anlauf beginnt
Am 25.6.1933 kommen die U-Boote wieder. In Kiel-Wik wird die "Schule für U-Boot-Abwehr" gegründet. Gründungsbesetzung sind ein Dutzend Offiziere und ca. 60 Unteroffiziere und Mannschaften. Offiziell sollten hier nur Abwehrmaßnahmen entwickelt werden. Doch im Hintergrund hatte Deutschland schon lange an neuen U-Booten gebastelt. Diese wurden in Scheinfirmen in Holland bereits seit 1932 erprobt und produziert. In Deutschland wurden schon während der Verhandlungen zum Münchener Abkommen neue U-Boote auf Kiel gelegt.
Am 28.7.1935, schon 38 Tage nach Unterzeichnung des Flottenabkommens läuft ein neues U-Boot zur ersten Probefahrt aus. Alle zwei Wochen lief daraufhin ein neues Boot vom Stapel.
Die Entwicklung des Hafens
"Der Haken" ist die Straße, die von der Werftstraße zum heutigen Norwegen-Terminal führt. Am Anfang des Jahrhunderts verkehrten hier zwei Fähren mit den Namen "Primus" und "Sekundus" und sogar "Tertius" zwischen Ost- und Westufer. Mit diesen Fähren konnten auch Pferdefuhrwerke übersetzen.
Diese beiden Fähren wurden ersetzt durch den kleinen Dampfer "Ute", Fahrpreis 10 - 20 Pfennig. Ausserdem war hier der Anleger für die Schiffe der Fördeschiffahrt, hier ging es direkt von Gaarden aus zum Strand. Ein kleiner Sportboothafen komplettierte das Bild. Die "Ute" diente bis zur Schließung des Anlegers als Vereinsheim.
Ging man die Straße "Der Haken" hinunter, dann lag rechts die Werft und einer ihrer Seiteneingänge. Auf der linken Seite tummelte sich alles mögliche: Ein Schrotthandel, Baustoffe und mehr. Hinter dem Gelände folgte dann der U-Bootbau. Die alte Bauhalle ganz am Ende der Hörn ist heute ein Firmen- und Veranstaltungszentrum.
Etwa 1995 begann dann der Wandel. Das Gelände wurde plattgemacht. Vielerlei Gebäude sollten hier stehen. Davon war lange Jahre nur der Fähr-Terminal Richtung Norwegen in Betrieb.
Norwegen-Kai
Am Norwegen-Kai befindet sich der Terminal der Color Line. Von hier aus fuhren zuerst die Fährschiffe "Princesse Ragnhild" und der "Kronprins Harald" täglich in die norwegische Hauptstadt Oslo. Die Fahrtzeit beträgt ca. 19 Stunden. Heute verkehren auf der Strecke die hochmodernen "Kreuzfahrtfähren" Color Magic und Color Fantasy. Auch Kreuzfahrer legen an diesem Kai an.
Am 18.8.1997 wird die Anlage ihrer Bestimmung übergeben. In Gegenwart der norwegischen Königin und der schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis wird das Gebäude eingeweiht.
Und es wollte und wollte nicht klappen. Denn Bedingung für die Eröffnung seitens der norwegischen 'Color Line' war, dass eine Brücke über die Förde fertiggestellt sein müsste. Und dieses Teil war so kompliziert gedacht, dass es monatelang Schwierigkeiten gab. So gingen der Stadt Kiel einige Mark an Pacht durch die Lappen.
Zweiter Weltkrieg
Wie Kiel insgesamt, so wurde auch Gaarden durch die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg schwer verwüstet. Eines der Hauptziele der Alliierten war natürlich die Werft, dadurch wurden auch viele Gaardener Wohnhäuser Opfer der Bomben. Die meisten der Häuser, die mein Ur-Großvater Anfang des Jahrhunderts errichten liess, gingen dabei vollkommen zu Bruch. Bei einem Angriff gab es einen Volltreffer auf ein Haus im Hinterhof. Etwa fünf Meter von diesem Haus entfernt saßen meine Mutter, ihre Schwester und meine Oma im Keller des Vorderhauses. Knapp daneben. Die Schäden, die durch die Wucht der Detonation verursacht wurden, waren allerdings noch lange Zeit nach Kriegsende zu sehen.
An vielen Häuserwänden und in vielen Kellern waren ebenfalls noch lange nach dem Krieg die Buchstaben "LSR" zu sehen: Luftschutzraum. Seltsame Vermauerungen in den Kellerwänden deuten auf ehemalige Durchbrüche hin, durch die die Bewohner im Falle eines Bombentreffers in die Nachbarhäuser flüchten konnten.
Mit insgesamt 29.946 Tonnen Bomben, die auf die Stadt niedergingen, liegt Kiel auf Platz 6 in der Liste der bombardierten deutschen Städte im Zweiten Weltkrieg. Noch lange Jahre waren an vielen Stellen Baulöcher zu sehen. In den 1970er Jahren begann dann eine umfassende Sanierung.
Linie 4
Auch Kiel hatte einmal eine Straßenbahn. Auf ihrem Weg von Holtenau nach Wellingdorf fuhr früher die Linie 4 auch durch Gaarden. Der Weg führte von der Gablenzbrücke zum Karlstal, dann weiter durch die Schulstraße. Hier wurde es bis zur Elisabethstraße, die durch die enge Augustenstraße erreicht werden musste einspurig. Vor allem in den beiden Kurven gab es ein Gerumpel und Gequietsche, das noch in hunderten von Metern Entfernung zu hören war. Weiter ging es zur Werftstraße und von dort bis zur Endstation in Wellingdorf. Das Depot für die Bahnen war in Gaarden an der Werftstraße. Die Kieler Straßenbahn wurde am 4. Mai 1985 eingestellt. Das Besondere an Kiel war die Spurweite von 1100 mm.
Das Photo stammt vom Museumsbahnhof am Schönberger Strand. Dort können noch zwei der alten Wagen besichtigt werden. Der Wagen 241 ist noch inBetrieb, mit ihm könnnen Fahrten gemacht werden.
Gaarden - Zitate aus dem Internet
"Ein deutscher Junge"
Karl-Heinz Rasmus, geboren 1927 in der Medusastr. 5 erzählt ausführlich über seine Kinder- und Jugendzeit. Eine lebhafte Beschreibung des Alltagslebens in den 20er, 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts. Ein kleiner Auszug:
"Gaarden, der auf dem östlichen Fördeufer gelegene Teil Kiels, genoß als Wohngegend nicht gerade den besten Ruf und war bestimmt keine "feine Adresse". Ein großer Teil der Häuser stammte aus dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts. Kiel, das den maßgeblichen Kriegshafen des Deutschen Reiches besaß, vervielfachte seine Einwohnerzahl in wenigen Jahrzehnten. Die Arbeit auf den Schiffswerften lief auf Hochtouren. Aus allen Teilen Deutschlands strömten Arbeitermassen herbei.
Für sie mußten schnell neue und vor allem billige Wohnungen gebaut werden.
Meistens vierstöckig errichtet, oft mit handwerklich oder gewerblich genutzten Hinterhöfen verbaut, boten diese Häuser keinen Komfort, wie er etwa heute selbstverständlich ist. Die Wohnungsgröße überschritt selten 2 bis 2,5 Zimmer. Das berüchtigte "Plumps-Klo", überwiegend von mehreren Mietparteien gemeinsam benutzt, machte sich durch einen üblen Gestank bemerkbar: entweder "auf halber Treppe", wie man so gemeinhin sagte oder, wenn es ganz schlimm kam, im Keller oder sogar auf dem Hinterhof."
Weiter zur Quelle auf www.seniorentreff.de
Aus den USA: A Little Adventure
"The Ostufer (East Shore) has become closer to the rest of Kiel since the construction of the bascule bridge across the Hörn. As well as the people who live in Gaarden, the bridge also brings the passengers of the ferry to Oslo from the newly built Norwegenkai to the shopping centres of the west shore. Nevertheless, Gaarden continues to be a separate world from Kiel itself.
Kiels biggest shipyards, the Howaldswerke, or HDW, are located here. The enormous request for shipyard workers encouraged a lot of immigrant workers, some of whom have now lived here for generations, to settle in this part of town. Thats why Turkish kebab shops, women with headscarves, playing children, and old men arguing are a common part of street life here.
Housing is cheap and often needs repairing. Colourful window frames, graffiti, small politically left wing pubs and creative cafes enrich the district and turn it into a little adventure."
Quelle: worldfacts.us
Ratschlag für bestimmte Studentinnen
"Kommt man nun um die Förde herum, gelangen wir in die Gegend des Sozialamtes, bei dem auch das Landesprüfungsamt zu finden ist. Ob diese örtliche Nähe der beiden Ämter einen Grund hat, konnte man mir bislang nicht sagen. Hier beginnt das Ostufer, das fast ein ganzer Stadtteil mit Zentrum für sich ist.
Die HDW, deren großer Kran schon ein Wahrzeichen Kiels ist, und die Bundesmarine haben hier große Areale, und auch sonst ist diese Gegend eher durch Schwerindustrie geprägt.
Auch, wenn im bekanntesten Teil "Gaarden" wirklich günstige Wohnungen zu finden sind, sollte man sich doch lieber noch einmal ein Bild von der Lage vor Ort und von Alternativen machen, bevor man sich hier einquartiert. Besonders weiblichen, wohlbehüteten Studenten sei davon abzuraten."
Quelle: Mortimer Gierthmühlen, im GEORG THIEME VERLAG - Via medici online
"Vinetaplatz und andere Puffs"
"Habe hier noch folgenden Vorschlag vorliegen, kann da jemand was zu sagen?
Seit geraumer Zeit zeigt sich auf dem Vinetaplatz in Kiel Gaarden die Entstehung eines Straßenstrichs, Mädchen im Alter von 18-30 Jahren, z.T Drogenkonsumenten, z.T. gut gepflegte Taschengeldverdienerinnen. Preis ca. 30 Euro mit oder ohne Gummi!! Ab 21.00 Uhr"
"Gelegentlich stehen Mädels am Vinetaplatz in Kiel Gaarden, teilweise aber Glückssache."
"Ist am Vinetaplatz eigentlich noch was? Ich war die letzten Abende mal da, konnte aber nichts finden. Wäre dankbar, wenn mir da jemand weiterhelfen könnte. Vielleicht gibt es ja sogar einen Erfahrungswert?"
"Hallo ist nun etwas am Vinetaplatz?????"
Quelle: Aus einem Forum für "Freunde der Prostitution". Die genaue Quelle muss wohl nicht genannt werden.
"GAARDEN - bunt und vielfältig und sicher"
"Sehr geehrte Frau Stadtpräsidentin,
namens der CDU-Ratsfraktion stelle ich zur Ratsversammlung am 07. Juni 2001 folgenden Antrag: (...)
In der letzten Zeit verstärken sich die Hinweise, daß sich die Drogenszene in Gaarden vermehrt etabliert. Aus diesem Anlaß lud Bürgermeisterin Bommelmann am 15. Mai 2001 zu einem Gespräch am "Runden Tisch". Beteiligt waren (...).
Bei dieser Veranstaltung bestand allgemeiner Konsens in folgender Hinsicht: Die Drogenprobleme haben sich in den letzten Monaten verschärft. Angebot und Nachfrage sind deutlich gestiegen. Gaarden hat einen überregionalen Ruf in der norddeutschen Drogenszene. Dies führt zu zunehmend unerträglichen Zuständen für zahlreiche Mieter und Einwohner Gaardens: In vielerlei Hinsicht verunreinigte und verschmutzte Umgebung bis hin zu Treppenhäusern, Beschaffungsprostitution und abstoßende "Anmache" Unbeteiligter sind mittlerweile an der Tagesordnung und gefährden nachhaltig die Reputation des gesamten Stadtteils. Sie führen dazu, daß immer mehr Menschen ”ihrem” Stadtteil den Rücken kehren und wegziehen.
Dieser Entwicklung ist schnell und konsequent zu begegnen." (...)
Quelle: Antrag des Ratsherren Jakob Vieregge (Auszug, 29.5.2001)
Gaarden - Ein Film von Antje Hubert (Deutschland 1998)
Gaarden ist ein Stadtteil von Kiel, aber Gaarden liegt auf dem Ostufer der Förde, ein alter Werftarbeiterstadtteil. Die Bewohner nennen sich schon immer Gaardener, und eine kämpferische Grundhaltung gehört zum Leben genauso dazu wie das Mißtrauen gegen die »offizielle« Welt da drüben in Kiel. Das ist bis heute so geblieben. Doch während unten am Ufer auf ehemaligem Werftgelände ein neuer Stadtteil entsteht, wird das Zusammenleben in Gaarden immer schwieriger. Immer mehr Menschen ziehen fort, Wohnungen stehen leer.
Antje Hubert wohnt seit fünf Jahren in Gaarden und hat vor zwei Jahren angefangen, sich genauer umzusehen nach den Menschen, die hier bleiben, und die das Leben auf der Straße prägen.
Da sind die älteren Gaardener, die ihr Leben auf der Werft verbracht haben. Es sind immer mehr Arbeitslose, und auf den Bänken von Gaarden treffen sich viele von ihnen. Und es sind die türkischen Jugendlichen, deren Väter und Großväter auf der Werft Arbeit fanden. Sie sind hier geboren, aber ihre Heimat ist nicht Deutschland, sondern Gaarden. Alle Begegnungen offenbaren Bruchstücke von Biographien, vor allem aber sind es Versuche, sich zu vergewissern, wo man hingehört. Doch das ist nicht so einfach, wenn unter einem der Boden schwankt.
Antje Huberts Film "Gaarden" wurde gefördert mit Mitteln der Kulturellen Filmförderung Schleswig Holstein, und durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Kiel unterstützt.
Filmkritik aus dem Veranstaltungsmagazin "Station to Station".
Quelle: www.station.de
Klassenziel nicht erreicht
"Das vierte zur Beantragung vorgelegte Projekt widmet sich einer Verbesserung des Einzelhandlesstandortes Ostufer und hier insbesondere des Nebeneinkaufszentrums Gaarden. Mit dem Einsetzen eines Gewerbe-Immobilienmanagements soll die Angebotssituation von Waren und Leistungen im URBAN-II-Fördergebiet und insbesondere im Nebeneinkaufszentrum Gaarden verbessert werden. Geplant ist, aktiv für den Standort zu werben und ansiedlungsinteressierte Betriebe und Händler direkt anzusprechen. Es sollen vor allem Geschäfte für den Standort angeworben werden, die die Angebotsvielfalt erhöhen. Darüber hinaus wird das Image des Standortes verbessert, in dem Leerstände kurzfristig abgebaut werden. Dies alles erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den Immobilienmaklern."
Quelle: Kiel-Magazin - "Wichtige Impulse auf dem Ostufer mit URBAN II"
Gaarden soll mehr Bildung und Gesundheit bekommen
Kiel - Die Sozialstatistik brachte es an den Tag: Gaarden droht weiter abzusacken. OB Angelika Volquartz kündigte ein Handlungskonzept an, um gegenzusteuern. Wer die Verwaltungschefin besuchen will, entdeckt im Vorzimmer eine bunte Karte, auf der gutes und preiswertes Wohnen in Gaarden angepriesen wird.
Doch genau das ist das Problem: Trotz jeglicher Werbekampagne, die die Stadt zusammen mit der Kieler Wirtschaftsförderungsgesellschaft (KiWi) startete, ziehen mittlerweile sogar alteingesessene Gaardener weg. Die höchste Arbeitslosigkeit, die ärmsten, dicksten und kränkesten Kinder, die höchste Schulabbrecherquote, die meisten Alleinerziehenden - "bittere Erkenntnisse" hat die OB zwar nach eigenen Aussagen erwartet, als sie die Datenerhebung über die Problemdichte in Auftrag gab: Doch "so bitter, das übertrifft jede Vorstellung."
Diese klare Analyse, erklärt Sozialdezernent Adolf-Martin Möller (parteilos), könne schwarz auf weiß belegen, wie dringend notwendig ein Umsteuern sei. Als größtes Problem sieht er die etwa 5000 Jugendlichen bis 25 Jahre, die in Gaarden von Hartz IV leben. Tendenz: steigend. Aus dem Grund pocht die Verwaltung darauf, möglichst frühzeitig und ganzheitlich einzugreifen, um die Chance auf Bildung und Ausbildung zu erhöhen. Gaarden sei aber bei Krippen wie Kitas unterversorgt: "Das muss sich ändern - auch in der inhaltlichen Ausrichtung". In den nächsten Monaten will die OB der Politik Handlungsempfehlungen vorlegen, in die alle Akteure und Experten Gaardens eingebunden werden sollen. Zu den ersten Maßnahmen mit den Schwerpunkten Kitas, Gesundheit und Schulen zählt die Verlegung von zwei halben Sozialpädagogen-Stellen von Mettenhof im August 2007 an die Fridtjof-Nansen-Schule. Durch Umschichtung hofft die Verwaltung die dadurch entstehenden Lücken im ebenfalls problematischen Stadtteil Mettenhof zu füllen.
Im nächsten Frühjahr plant die Stadt zudem eine Kampagne, um vor allem mehr türkischsprachige Eltern zu bewegen, ihre Kinder in die Kindergärten zu schicken - wegen des frühzeitigen Spracherwerbs. Mit dem Lions Club verhandelt sie derzeit über die Finanzierung von mehrsprachigen Erinnerungsschreiben an die Eltern, ihren Nachwuchs lückenlos medizinisch untersuchen zu lassen.
"Wir brauchen Zeit für spürbare Erfolge", dämpft Stadtrat Möller allzu große Erwartungen. Aber: "Wir fangen schließlich nicht bei Null an". So habe die Stadt erfolgreich runde Tische zwischen Schulen, Stadt und Land ins Leben gerufen, um Schulen und Jugendtreffs stärker zu verbinden. Kleinere Gruppen in den Regeleinrichtungen, mehr Sprachförderung, mehr Schularbeitshilfe, mehr Erzieher - all das kostet Geld, das, so hofft die Verwaltung, nicht nur durch andere Prioritätensetzung bei der Mittelverteilung, sondern auch durch Einsparungen im Sozialdezernat aufzubringen ist.
Was man nicht brauche, seien "Aktionismus und parteipolitische Scharmützel", wehrt die Verwaltungschefin Vorwürfe ab wie den der der SPD ab, bei der Verteilung knapper Mittel einen Stadtteil gegen den anderen ausspielen zu wollen: "Man tut der gesamten Stadt einen Dienst, wenn solche Probleme in einem Stadtteil gelöst werden." Einen weiteren Vorwurf, bei Bildungseinrichtungen wie der Stadtteilbücherei zu kürzen, lässt sie ebenfalls nicht gelten: Die Stadt müsse sparen. Die Bücherei soll wie in anderen Stadtteilen mit Hilfe des Bürgerengagements in eine andere Form überführt werden.
(Kieler Nachrichten vom 12.10.2006, Martina Drexler)
Gaarden - Dokumente im Internet
Kiel-Gaarden: Ein Viertel erodiert
Artikel aus der "Süddeutschen" vom 7. Oktober 2012. Von Tiemo Rink
Kiel-Gaarden: Ein Stadtteil schafft sich ab
Ein Artikel der shz.de vom Januar 2011, der die aktuelle Situation sehr gut trifft.
Geschichte.Schleswig-Holstein.de
Wikipedia - Die Kiel-Schönberger Eisenbahn
Uni Kiel: Die Werft
Chronologie
Weil dieser Text immer länger wurde, sind nun die Geschichte des Westufers und die des Ostufers in einem separaten Text zusammengefasst worden.
Link: Stadt Kiel - Geschichte
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