Von den Anfängen bis heute
Einleitung
Die bedeutendste Stadt des 13. Jahrhunderts im Norden Deutschlands war Schleswig. Kiel wurde 1233 gegründet, um eine Schleswig ebenbürtige Handelsstadt zu etablieren. Dieser Plan misslang. Zwar war die Stadt für einige Jahre sogar Mitglied der Hanse, aber sie dümpelte eher über Jahrhunderte vor sich hin. Das sollte sich erst ändern, als Kiel zum Reichkriegshafen gemacht wurde. Die Stadt explodierte förmlich. Und das in doppelter Hinsicht.
Bis vor dem Zweiten Weltkrieg war die Kieler Innenstadt eine echte Sehenswürdigkeit. Über Jahrhunderte hatte sich hier ein alt-ehrwürdiger Stadtkern mit vielen, historisch wertvollen Gebäuden erhalten. Dann machten die Deutschen die Nazis zu ihren Herren, und als Folge dieser äußerst intelligenten Wahl fielen die Bomben der Alliierten. In der Liste der Menge von auf deutschen Städten abgeworfenen Bomben steht Kiel auf Platz sechs. Den Rest hat der Stadt dann eine Horde von "Stadtplanern" gegeben, die der Innenstadt in einer beispiellosen Verwüstungs- und Fehlplanungsorgie den Rest ihres historischen Aussehens genommen haben.
Wertvolle Jugendstil-Häuser in der Innenstadt wurden so lange ihrem bröckelnden Schicksal überlassen, bis es zur Erhaltung zu spät war. Die in den 80er Jahren am Sophienblatt umgesetzten Verkehrspläne stammten noch aus den Jahren kurz nach dem II. Weltkrieg, dementsprechend überholt waren sie auch, als mit dem Neubau der Straßen begonnen wurde.
Kiel - Alte Photos und Stadtpläne
Weitere Photos von Kiel in der Ostufer-Galerie
Einwohnerzahlen Kiel | |||
Jahr | Einwohnerzahlen | Jahr | Einwohnerzahlen |
1300 | ca. 1.000 | 1450 | ca. 2.000 |
1750 | ca. 4.000 | 1834 | 11.620 |
1. Dez. 1875 | 37.246 | 1. Dez. 1890 | 69.172 |
2. Dez. 1895 | 85.666 | 1. Dez. 1900 | 107.938 |
1. Dez. 1910 | 211.627 | 16. Juni 1925 | 213.881 |
17. Mai 1939 | 275.479 | 16. Juni 1933 | 218.335 |
1942 | 306.000 | 13. Sep. 1950 | 257.455 |
6. Juni 1961 | 273.284 | 27. Mai 1970 | 271.719 |
30. Juni 1975 | 263.000 | 30. Juni 1980 | 250.400 |
30. Juni 1985 | 245.300 | 27. Mai 1987 | 237.767 |
30. Juni 1997 | 242.300 | 31. Dez. 2003 | 229.901 |
31. Dez. 2012 | 239.866 | 31. Dez. 2015 | 246.269 |
Geschichte der Stadt Kiel
12. Jahrhundert
Die Vor-Geschichte: Gaarden und Ellerbek
Die älteste Siedlung an der Kieler Förde dürfte Ellerbek auf dem Ostufer sein. Schon weit vor der Gründung Kiels lebten hier Fischer. Noch Anfang des 19. Jahrhunderts war Ellerbek weit vom Kieler Zentrum entfernt, nach Kiel führte ein eher schlecht befahrbarer Weg.
Im 12. Jahrhundert wird der spätere Stadtteil Gaarden das erste Mal dokumentarisch erwähnt. Das heutige Gaarden ist entstanden aus den beiden Dörfern Hemminghestorpe und Wulvesbrooke. Die natürliche Grenze zwischen beiden bildete der Mühlenbach. Hier stand früher tatsächlich eine Mühle, die dem Kloster Preetz gehörte. Wegen der Eigentumsverhätnisse entstanden dann später auch "Klösterlich" und "Fürstlich" Gaarden.
Die Höfe des "fürstlichen" Gaardens standen in der Gegend der heutigen Lübecker Chaussee. Dieser Teil wurde vollkommen eingeebnet und musste dem Güterbahnhof Platz machen. Heute ist dort ein Gewerbegebiet.
Noch Mitte des 19. Jahrhunderts war Gaarden eine Parklandschaft, die die Kieler zur Erholung nutzten. Das Zentrum von "Klösterlich Gaarden" befand sich etwa dort, wo heute die Werft liegt.
1233 - Die Gründung
Adolf IV. von Schauenburg gründet "tom Kyle" (= die Stadt am Wasser) als wirtschaftliches Gegengewicht gegen Schleswig. Der Plan geht vorerst daneben, der Verkehr von Lübeck nach Schleswig läuft an Kiel vorbei. Kiel bleibt lange nur ein lokaler Handelsplatz.
1242 - Verleihung des Lübischen Stadtrechts durch Graf Johann I.
1245 - Die Franziskaner beginnen mit dem Bau von Kloster und Kirche.
1267 - Weit draussen vor der damaligen Stadt, etwa da, wo sich heute der Hauptbahnhof befindet, wird ein Hospital für Leprakranke errichtet. Zu dem Hospital gehört die St.-Jürgen-Kapelle, benannt nach dem Schutzheiligen der Aussätzigen, dem heiligen St. Georg oder auf niederdeutsch St. Jürgen.
1283 - Kiel wird Hansestadt.
1320 - Gründung der ersten Stadtschule
1329 - Kiel ist nun komplett von einer Stadtmauer umgeben.
1352 - Die Pest wütet in der Stadt
1431 - Kieler Umschlag
Erste Erwähnung des Kieler Umschlags, des zentralen Geld- und Warenmarktes für Schleswig und Holstein (nach anderen Angaben erst 1482).
16. Jahrhundert
1518 - Kiel wird aus der Hanse ausgeschlossen. Grund dafür war eine angbeliche Unterstützung der Piraterie.
1544 - Kiel kommt unter die Herrschaft von Herzog Adolf zu Gottorp
1566 - Bau des äusseren Holstentores.
1575 - Bau der Vorstadt
1576 - Das Telemannsche Haus in der Haßstraße 1 wird gebaut. Es wird 1941 zerstört.
17. Jahrhundert
1627 - Im Dreißgijähringen Krieg wird die Stadt von den "Kaiserlichen" eingenommen.
1632 - Die Festung Christianspries wird gebaut
1632 - 1638 - Die Persianischen Häuser am Markt werden gebaut.
1665 - Gründung der Christian-Albrechts-Universität
Sie wird die 39. Universität auf deutschsprachigem Gebiet.
1688 - 1720 - Asmus Bremer ist Kieler Bürgermeister. An ihn erinnert eine Plastik auf dem gleichnamigen Platz in der Kieler Innenstadt.
18. Jahrhundert
1721 – 73 - Kiel ist wieder Residenz der Herzöge von Holstein-Gottorp.
1781 - Kiel hat 5.740 Einwohner.
1783 - Das Holstentor wird abgerissen und durch eine eiserne Pforte ersetzt.
1784 - Der Eiderkanal wird fertiggestellt. Er verbindet die Ostsee mit der Nordsee.
Um 1794 - Astronomie in Gaarden
Als William Herschel im Jahr 1781 den Planeten Uranus entdeckt, beflügelt dies die gesamte astronomische Forschung. So auch in Kiel-Gaarden. Dort lässt Professor Johann Gottlieb Friedrich Schrader das damals zweitgrößte Spiegelteleskop der Welt errichten. Forschung kostete damals wie heute sehr viel Geld. Professoer Schrader geriet in finanzielle Schwierigkeiten, er musste seine Forschungen aufgeben und sich ein neues Zuhause bei der Universität zu St. Petersburg suchen. Das Speigelteleskop wurde Eigentum der Kieler Universität, die es bis 1822 nutzte. Von Professor Schraders Bemühungen ist heute nichts mehr zu sehen.
1799 - Auf der Nordseite der Schwentine wird die Lange'sche Mühle errichtet. 1874 wird sie durch ein Feuer zerstört, aber komplett wieder aufgebaut. In späteren Jahren entsteht hier eine Mühle mit 80 Metern Länge und acht Stockwerken, das quer zur Schwentine steht. Das Gebäude ist ein Opfer des II. Weltkrieges geworden. Bild: Im Jahr 1907.
19. Jahrhundert
1816 - Claus Harms (25.5.1778 - 1.2.1855), wird Archidiakonus an der Nikolaikirche. Von 1824 - 1846 ist er in Kiel Propst.
1822 - Bau der Seebadeanstalt Düsternbrook
1832 - Im Kieler Adressbuch werden 32 Brauhäuser aufgeführt. 1914 sind es nur noch zwölf.
1. Februar 1835 - Kiel hat 11.622 Einwohner
1849 - Die dänische Flotte beginnt mit einer Seeblockade des Kieler Hafens.
1.2.1851 - U-Boot Brandtaucher
Um 8:00 Ortszeit im Kieler Hafen: Das von Wilhelm Bauer konstruierte Unterseeboot "Brandtaucher" läuft zu seiner ersten Taucherprobung aus. Um 9:00 wird der erste Tauchversuch unternommen. Das Boot sinkt, die anschliessende Rettungsaktion dauert 6.5 Stunden.
Schuld an dem Misserfolg war nicht etwa der Konstrukteur. Das Boot wurde durch die Kaiserliche Marine finanziert und unter der Aufsicht deutscher Offiziere gebaut. Dank deren überragendem Fachwissen wurde an allen Ecken und Enden gespart, und Wilhelm Bauer hatte den Pfusch mit dem Untergang seines Bootes zu bezahlen.
Dass seine Konstruktion funktionierte, bewies er mit seinem zweiten Boot 'Seeteufel', welches der russische Zar bezahlte und das Bauer so bauen durfte, wie er es für richtig hielt. Der 'Seeteufel' wurde am 25.5.1856 um ca. 20:00 Uhr zu Wasser gelassen. Der erste Tauchversuch erfolgte einen Tag später und glückte. Das Boot sank erst durch einen Unfall: Beim Tauchen wurde das Turmluk zu spät geschlossen.
Trotz seiner bahnbrechenden Erfindung - auch die heutigen Unterwasserschiffe funktionieren noch nach seinem Prinzip - starb Bauer total verarmt und ziemlich krank.
Sein erstes Boot, der 'Brandtaucher' wurde beim Ausbaggern des Kieler Hafens gehoben. Es wurde restauriert und steht normalerweise im Militärhistorischen Museum in Dresden. Derzeit steht es als Leihgabe im Schiffahrtsmuseum seines "Geburtsortes" Kiel und kann dort besichtigt werden.
Bild oben: Der Bauplan von Wilhelm Bauer
1855/56 - Bau der Gasanstalt und Einrichtung der Gasbeleuchtung
1857 - Beeke Selmer, eine Fischersfrau aus Laboe, richtet zwischen Laboe und Kiel einen Liniendienst mit kleinen Booten ein.
1864 - Kiel hat 18.770 Einwohner
29.5.1865 - Rettung zur See
Nachdem es schon in den Jahren zuvor in einigen Küstenorten zur Gründung von Vereinigungen zur Rettung Schiffbrüchiger gekommen war, wurde am 29. Mai 1865 in Kiel die "Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger" gegründet. Damit war das wichtige Ziel erreicht, eine einheitliche und unabhängige Seenotrettung für die deutschen Küsten einzurichten. Sitz der Gesellschaft wird Bremen. Der erste Rettungsschuppen an der Kieler Förde wird in Laboe errichtet.
1869 - Eine private Kaserne
Der Zimmermeister Lehmann und der Schlachtermeister Ehms beginnen an der Bergstraße / Ecke Muhliusstraße mit dem Bau einer Privatkaserne, die im Mai 1870 fertiggestellt wird. Am 20. Juni 1871 zieht dort das 3. Bataillon des Infanterie Regiments No. 85 ein. Nachdem die Stadt Kiel im Jahr 1900 den Bau einer Kaserne am Eichhof beschlossen hat, zieht das Bataillon am 23. Mai 1909 wieder aus. In dem Haus entstehen Läden und Büros. Lange Zeit ist dort auch das Warenhaus "Kasu" beheimatet, das im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört wird.
1871 - Reichskriegshafen
1871 wird Kiel Reichskriegshafen. Der deutsche Kaiser beginnt, zur See aufzurüsten. "Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser", so die Meinung des obersten Deutschen. Hierfür brauchte es natürlich Werften, die in Dietrichsdorf, Ellerbek und Gaarden gebaut wurden. Auf dem Gelände hinter den Werften wurden die Arbeiter angesiedelt. Der rasante Anstieg der Einwohnerzahl beginnt.
Was die Aufrüstung später bedeuten sollte, hatten die Kieler wohl schon geahnt, sie wehrten sich mit allen Mitteln gegen den neuen Ruhm. Die Prozesse der Stadt Kiel gegen das Deutsche Reich zogen sich über viele Jahre hin. Die kaiserliche Flotte hingegen hat sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Sie versenkte sich während der Internierung im britischen Scapa Flow 1919 selbst.
Photo: Die zerstörte Krupp-Germaniawerft im Septeber 1944 .
1875 - Ein Krankenhaus für Gaarden
Mit den zunehmenden Beschäftigtenzahlen auf den Werften erhöhte sich auch die Zahl der Arbeitsunfälle. Um diese ortsnah chirurgisch versorgen zu können, wurde 1875 ein Krankenhaus eröffnet. Das Krankenhaus stand in der damaligen Kirchstraße an der Stelle der heutigen Gaardener Schwimmhalle.
Hier machte sich der Arzt Neuber einen Namen. Nach seinen Wünschen wurde das Haus noch einmal komplett umgebaut. Neuber wollte hier seine Ansichten von Asepsis praktizieren. Er hatte Erfolg. Sowohl Wundinfektionen als auch Karbolvergiftungen kamen nicht mehr vor.
Neubers Großvater war übrigens Senator Johann Schweffel.
Neuber, Gustav, zu Kiel, geb. 24. Juni 1850 zu Tondern (Schleswig), studierte in Halle, Tübingen, Kiel unter v. Bruns, v. Volkmann, Esmarch, wurde 1875 Doktor, war 1876 bis 84 Assistent bei Esmarch, ist seit 1884 Inhaber einer chir. Privatklinik in Kiel. Er machte 1870 bis 71 den Feldzug in Frankreich und 1876 den in Serbien gegen die Türkei als serbischer Oberstabsarzt mit. Er schrieb etwa 10 Monographien über antiseptische Wundbehandlung etc., kurz
zusammengefasst in der "Anleitung über die Technik der antiseptischen Wundbehandlung und des Dauerverbandes". Im Anschluss an diese Arbeiten entwickelte N. 1882 bis 85 die Technik der aseptischen Wundbehandlung und erbaute zwecks Durchführung derselben 1885 ein für die Zwecke der aseptischen Wundbehandlung besonders eingerichtetes Hospital.
In zahlreichen Vorträgen und kleineren Schriften hat er sodann seine Erfahrungen über die aseptische Wundbehandlung niedergelegt. Ferner sind zu erwähnen einige Arbeiten über die Behandlung d. Knochen- u. Gelenktuberkulose, starrwandiger Wundhöhlen und Nekrosen.
Quelle: Pagel - Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1200-1201
1864 - Im Deutsch-Dänischen Krieg erobern Preußen und Österreich Schleswig-Holstein. Kiel wird zunächst von Preußen und Österreich gemeinsam verwaltet.
1866 - Kiel wird komplett preußisch, ab 1867 wird im ganzen Land preußisches Recht eingeführt.
1867 - Gründung der "Norddeutsche Schiffbau AG" in Kiel-Gaarden. Geleitet wird die Firma von Georg Howaldt. 1879 muss die Firma Konkurs anmelden. Auf dem ehemaligen Werftgelände entsteht die "Krupp-Germaniawerft".
1879 - "Eisenwaaren & Hausstandsartikel"
Am Alten Markt 9 eröffnen die Vettern Carl Johannsen und Carl Schmielau ein Geschäft für "Eisenwaaren & Hausstandsartikel". 1907 wird das Gebäude vom Architekten Schnittger zu einem großen Warenhaus umgebaut.
1881 - Die Lange'sche Mühle an der Schwentinemündung wird in Baltische Mühle umbenannt. 1912 (1914?) wird der Betrieb dann in Holsatiamühle umbenannt. Das quer zur Schwentine gebaute Gebäude, ganze 80 Meter lang und acht Stockwerke hoch, ist 1944 ein Opfer des II. Weltkrieges geworden.
8. Juli 1881 - Die Kieler Straßenbahn wird als Pferdebahn mit der besonderen Spurweite von 1100 mm eröffnet
1883 - 1885 - Heinrich Hertz (22.2.1857 - 1.1.1894), Professor der Physik, ist Privatdozent an der Universität Kiel.
8. Oktober 1883 - eine Mittelschule
Das damals noch selbständige Gaarden bekommt eine Mittelschule. Sie wird in einem Backsteingebäude mit sechs Klassenzimmern eröffnet. 1909 zieht man in die spätere "Gustav-Friedrich-Meyer-Schule" um, die 2007 in "Gemeinschaftsschule am Brook" umbenannt wurde.
1884 - Bau der "Alten Metallgießerei" durch den bekanntesten Kieler Architekten seiner Zeit, Heinrich Moldenschardt. In dem Gebäude am Ostuferhafen in Kiel-Dietrichsdorf befindet sich heute ein Industriemuseum.
1886 - Gründung der "Neue Dampfer Compagnie" (NDC)
1888 - Sägen und Zimmern
Heinrich Stoltenberg gründet in Kiel-Dietrichsdorf einen Zimmereibetrieb mit angeschlossenem Sägewerk. 1948 wird das Unternehmen durch den Schwiegersohn Otto Dahlinger übernommen und ab 1954 von Heinrich Dahlinger "Hein Daddel" als Geschäftsführer geleitet.
23.8.1888 - Eine neue Brauerei
Gründung der "Brauerei zur Eiche" mit einem Anfangskapital von 1.400.000 Mark. Mit der Gründung wird die Brauerei "Schwensen & Fehrs" übernommen.
1891 - Ein Zulieferbetrieb
Gründung der "Eisengießerei Vollert & Merkel" in der Preetzer Straße in Gaarden. In dieser Fabrik wurde alles mögliche produziert, zum Beispiel Motoren für die Schiffe der Howaldt-Werke. An wenigen Stellen in Kiel, so in der Bielenbergstraße und vor der Kieler Kunsthalle, findet sich noch das "Dietrichsdorfer Modell", ein von der Firma erfundener Gullideckel. Auch Schrott wurde hier eingeschmolzen. Ein Lieferant war die Firma Wulf, gegründet durch Johanna Magdalena Wulf, beheimatet ein Stück weiter die Preetzer Straße runter. Photo rechts: Ein "Dietrichsdorfer Modell", das sich im Garten von Herrn Vollert in der Preetzer Straße befand und ein benutzter in der Bielenbergstraße.
Anfang der 1970er ging der Umsatz wegen der preisgünstigeren, englischen Konkurrrenz sehr stark zurück. 1974 interessierte sich die Coop für das Grundstück, um dort einen Supermarkt zu errichten. Eine Abrissgenehmigung für die Fabrik wurde seitens der Stadt Kiel erteilt, eine Baugenehmigung für ein neues Haus jedoch nicht. Nach zermürbenden Auseinandersetzungen mit der Stadt verkaufte der Eigentümer Vollert schliesslich an die Stadt Kiel, das Gebäude wurde abgerissen.
Es wurde ein teurer Spaß für die Stadt. Das Gelände wurde auf "Leibrente" verkauft. Der ehemalige Eigentümer feierte 2004 seinen 95. Geburtstag.
Am Platz der Fabrik befinden sich heute ein Parkplatz und eine Turnhalle.
20. / 21. Juni 1895 - Der Kaiser-Wilhelm-Kanal
Der heutige Nord-Ostsee-Kanal wird in Kiel-Holtenau eröffnet, damals noch unter dem Namen "Kaiser-Wilhelm-Kanal".
13. Mai 1899 - Ein Erholungspark
Der "Wohlfahrtsverein für die Angehörigen der Kaiserlichen Werft" übergibt den Werfterholungspark der Öffentlichkeit. 1921 wird der heutige Werftpark von der Stadt Kiel übernommen und 1923 grundlegend umgebaut.
20. Jahrhundert
1900 - Kiel hat 107.000 EinwohnerInnen.
Durch den Bau der Werften ist die Einwohnerzahl vor allem auf dem Ostufer rapide gestiegen.
1901 - Adieu, Selbständigkeit
Der Stadtteil Gaarden wird in die Stadt Kiel eingemeindet. Wegen der viel höheren Einwohnerzahl von Gaarden sollte es eigentlich umgekehrt laufen. Aber da die ganzen Lametta-Hirsche auf dem Westufer saßen, heisst Kiel eben heute Kiel und nicht Gaarden.
1901 - Strom
Kiel bekommt relativ spät ein Elektrizitätswerk. Es wird nach fünf Jahren Planung in der Humboldstraße errichtet.
1903 / 1904 - Die kanalartige Verbindung zwischen Kleiner Kiel und Hafen (Holstenbrücke) wird zugeschüttet.
1908 - Gegenüber vom Hauptbahnhof, zwischen Sophienblatt un Auguste-Viktoria-Straße wird das repräsentative Hansa-Hotel erbaut. Es wird im Zweiten Weltkrieg ein Opfer der Bomben.
1905 - Der Makler Christian Ivers gründet die "Hafenrundfahrt AG" mit den "Weißen Dampfern".
25.1.1906 - Der Kaiser und die U-Boote
Das erste, für die Kaiserliche Marine gebaute Unterseeboot läuft vom Stapel. "U1" ist ein Zweischalenboot, zehn Mann Besatzung können mit ihm bis zu zwölf Stunden unter Wasser bleiben. Aus den Folge-Booten soll die "Flottille Weddingen" werden, in der auch der spätere "BdU" Karl Dönitz im Ersten Weltkrieg Kampferfahrung bekommt.
1. Juli 1909 - Essen für die Armen
In der Boninstraße wird die zweite Kieler Volksküche eingeweiht. Gründer war die "Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde". Die erste Küche dieser Art wurde wegen der Armut in der Stadt bereits 1878 entstanden. Vorausgegangen war schon 1793 die Gründung der Armenfreunde durch den Kieler Professor für Kameralistik August Christian Heinrich Niemann.
1910 - Kiel hat 211.000 EinwohnerInnen
1912 - Die Holtenauer Hochbrücke wird fertiggestellt. Erbaut durch die "Gutehoffnungshütte" aus Oberhausen.
1913 - Die Räucherei
Gründung einer Fischräucherei in der Preetzer Straße durch Fritz Mahrt. Der Betrieb ist 1973/74 eingestellt worden. Heute ist die Räucherei ein Bürgerzentrum.
1918 - Kiel hat 243.000 EinwohnerInnen
Januar 1918 - Streik der Werftarbeiter
1. November 1918 - Das III. Geschwader der deutschen Hochseeflotte wird von Wilhelmshaven nach Kiel verlegt.
2.11.1918 - Es reicht: Meuterei
Die deutsche Hochseeflotte in Kiel und Wilhelmshaven meutert. An den Aufstand erinnert ein gewaltiges Denkmal, das sich im Hiroshima-Park, gleich hinter dem Kieler Schloss, befindet.
4. und 5.11.1918 - Bildung eines Arbeiter- und Soldatenrates, Verabschiedung der "14 Kieler Punkte"
September 1920 - Baubeginn an der Siedlung Oppendorf auf dem Ostufer. Grundgedanke für die Gründung war es, auch für einkommensschwache Bürger einen Platz zum Wohnen, zum Anbauen von Gemüse und für die Haltung von Kleintieren zu schaffen. Eine Genossenschaft zum Bau der Häuser wurde am 1.9.1919 gegründet.
1922 - Bau des Nordhafens am Kanal
1927 - Gründung der Flughafen GmbH in Holtenau.
September 1920 - Gründung der Volkshochschule.
1. September 1926 - ELAC
Beim Amtsgericht Kiel wird die Firma ELECTROACUSTIC GmbH eingetragen. Bis 1945 beschäftigt man sich mit der Erforschung von Unterwasserakustik für die Marine und mit der Erforschung des Echolots. Nach dem verlorenen Krieg müssen diese Aktivitäten eingestellt werden. Ab 1948 werden dann Nähmaschinen, Tonabnehmer und Plattenspieler produziert. Ab 1984 werden auch Lautsprecher hergestellt.
1927 - Joachim Haupt ist der erste Funktionär des NS-Studentenbundes, der zum Vorsitzenden der Kieler Studentenschaft gewählt wird.
1928 - Max Giese erfindet die Betonpumpe.
Der Vorteil dieser Erfindung war, dass man den Beton direkt auf der Baustelle mit weniger Energieverbrauch und weniger Wasseranteil verwenden konnte. Dadurch konnte der Beton sehr viel schneller abbinden. Max Giese geboren 1879 in Sigmaringen, gestorben 1935 in Kassel, beerdigt in Kiel.
29. November 1928 - Der Geistkämpfer
Vor der Heiligengeistkirche wird die Bronzeskulptur "Der Geistkämpfer" von Ernst Barlach aufgestellt. Sie wird eine sehr abenteuerliche Gechichte durchmachen. Von den Nazis verboten und entführt, in Teile zerlegt in einem Garten vergraben kehrt sie doch nach Kiel zurück.
1929 - Die Pumpe
In der Haßstraße wird ein Pumpwerk zur Entsorgung der Kieler Abwässer in die Förde eröffnet.
27. September 1930 - Brauerei-Fusion
Mit Wirkung zum 1.10.1929 übernimmt die "Brauerei Zur Eiche vormals Schwensen & Fehrs" die "Kieler Actien-Brauerei vormals Scheibel".
11. März 1933 - Braune Horden
Nazis auch in Kiel: SA und SS besetzen das Kieler Rathaus.
1935 bis 1945
1935: Kiel wird ein zweites Mal Reichskriegshafen. Und muss bitter dafür büßen. Spätestens, als die Alliierten im Zweiten Weltkrieg entdecken, dass auf den Werften U-Boote im Rekordtempo gebaut werden, liegen vor allem die Stadtteile Gaarden, Ellerbek und Dietrichsdorf-Neumühlen im permanenten Bombenhagel. Viele der Bombenkrater und manche Trümmer sind noch heute zu sehen.
März 1935 - Die "Gneisenau"
Unter Missachtung des Versailler Vertrages wird das Schlachtschiff "Gneisenau" auf Kiel gelegt. Stapellauf war am 8.12.1936. Auf Wunsch des Oberbefehlshabers der Kriegsmarine, Generaladmiral Erich Raeder, wurde die Taufrede vom Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst Werner Freiherr von Fritsch gehalten.
Beim Stapellauf gab es einen Unfall: Das Schiff rammte die Kaimauer am anderen Ufer und drückte diese vier Meter ein. Als Nachfolgerin der "Graf Spee" wird die "Gneisenau" Flottenflaggschiff, bis sie im März 1941 von der "Bismarck" abgelöst wird.
Anfang 1942 ist das Schiff wieder in Kiel. Bei einem Angriff britischer Bomberverbände in der Nacht vom 26. auf den 27. Februar erhielt sie einen schweren Bombentreffer in das Vorschiff. Sie wird einsatzunfähig. Bei dem Angriff kommen 112 Mann der Besatzung ums Leben. Sie werden am 4. März auf dem Kieler Ehrenfriedhof beigesetzt.
1936 - Olympische Segelwettkämpfe
So wie 1972 auch fanden diese vor Schilksee statt.
8.12.1938 - Der Flugzeugträger: "Graf Zeppelin"
Auf der Bauwerft Deutsche Werke Kiel AG tauft Gräfin Hella von Brandenstein-Zeppelin den ersten Flugzeugträger der Kriegsmarine auf den Namen "Graf Zeppelin". Wegen kriegsbedingter Materialprobleme musste der Bau 1940 gestoppt werden. Das Schiff musste im Juni 1940 nach Gotenhafen geschleppt werden und diente der Lagerung von Edelhölzern. Am 13. Mai erging dann doch noch der Befehl zum Weiterbau, am 5.12.1942 kam der Träger mit Schlepperhilfe wieder in Kiel an. Wiederum wegen Materialmangels wurde der Bau eingestellt. Im April/Mai 1943 wurde das Schiff in einen Seitenarm der Oder bei Stettin verbracht.
Am 25.4.1945 wurde der Träger mit Wasserbomben versenkt. Das Wrack wurde 1946 von den Russen gehoben und als Transporter für Demontagegut verwendet. Soweit bekannt ist, soll der Träger dann sein Ende als Zielscheibe für Torpedos und neue Munition gefunden haben. Die zweite Versenkung soll etwa bei 18 E 30 und 55 N 48 stattgefunden haben.
Der Liegeplatz für das Schiff sollte eigentlich Bremerhaven sein. Das Hafenbecken war bereits fertiggestellt.
Photo: Im Dock zur Taufe
Der Bombenkrieg
2. Juli 1940 bis 3. Mai 1945 - Die Bomben fallen
Im Zweiten Weltkrieg erleidet Kiel schwerste Schäden durch alliierte Bombenangriffe. Die Stadt verliert ihr alt-ehrwürdiges Aussehen, cirka 80 Prozent der Gebäude werden in Mitleidenschaft gezogen. Die alliierte Schätzung geht von 50 Prozent Totalschaden aus. Die Kieler Förde sieht aus wie ein einziger Schrottplatz, insgesamt liegen dort zu Kriegsende 240 Schiffswracks. Die Kieler mussten insgesamt 90 Luftangriffe ertragen, es gab 2.600 Todesopfer. Bei der Menge der auf deutsche Städte abgeworfenen Bomben liegt Kiel auf Platz 6.
Die perverse Vorgehensweise, von den Briten 1942 entwickelt: Zuerst werden Fenster, Türen und Dächer weggesprengt ("Blockbuster"), anschliessend werden die Häuser in Brand gesteckt. Für ersteres werden die sogenannten "Luftminen" verwendet, die bis zu zwei Tonnen wiegen konnten. Sie detonieren nicht auf dem Erdboden, sondern bereits in der Luft. Mit den schweren Kalibern dieser Waffe konnten noch in zwei Kilometern Entfernung Fensterscheiben zerstört werden. Anschliessend kam die wahrscheinlich effektivste Waffe des Zweiten Weltkrieges zum Einsatz: die Stabbrandbombe. Als einzelne war sie noch relativ harmlos, ein etwa vier Pfund schwerer und 50 cm langer Stab. Wurde sie jedoch in zigtausendfacher Stückzahl abgeworfen, waren die vielen entstehenden Brände nicht mehr unter Kontrolle zu bringen. Um den Gebäuden den Rest zu geben und auch, um die Löscharbeiten zu stören, wurden dann als drittes Sprengbomben abgeworfen.
Eine der perfidesten Waffen im Zweiten Weltkrieg waren wohl die "delayed-action bombs". Sie waren mit einem Langzeitzünder versehen, was soviel heisst wie Zeitzünder. Diese Bomben sollten nicht sofort beim Aufschlag detonieren. Erklärtes Ziel war es, nach den eigentlichen Luftangriffen die Lösch- und Aufräumarbeiten zu stören. Als Blindgänger sind solche Bomben extrem gefährlich. Bei solchen Sprengkörpern muss der Schlagbolzen bereits vor dem Aufschlag gespannt werden, bei den üblichen Spreng- und Brandbomben wird der Schlagbolzen durch den Aufschlag auf den Boden in die Zündladung gedrückt.
8./9.4.1941 - Die Bomben fallen
Britischer Luftangriff auf Kiel: 84 Tote.
1942 - Kiel hat 306.000 EinwohnerInnen.
14.5.1943 - Schwere Bombenangriffe der US Air Force
Heute passiert etwas für die Kieler völlig Neues. Durch den Kriegseintritt der USA wird die Stadt das erste Mal am hellichten Tag angegriffen. Viele Kieler gehen von einem Fehlalarm aus, und so gibt es ungewöhnlich viele Tote. Der Angriff beginnt um 12 Uhr, in nur drei Minuten werfen 187 US-amerikanische Bomber 250 Tonnen Bomben auf die Werften und die angrenzenden Stadtteile. Im einzelnen waren das cirka 380 Sprengbomben und 5.600 Brandbomben.
Bei diesem ersten Angriff der US Air Force kommen 354 Menschen ums Leben. Neuartige Brandbomben entfachen einen Feuersturm, ganze Straßenzüge brennen. 2.800 Gaardener müssen evakuiert werden, 2.700 Wohnungen werden komplett oder weitenteils zerstört. Da ausser für die Werftarbeiter bei Weitem nicht ausreichend Bunkerplätze vorhanden sind, hocken die Gaardener in ihren notdürftig zu "Luftschutzräumen" umgebauten Kellern und versuchen irgendwie, die Angriffe zu überleben. Das mit einem abwärts gerichteten Pfeil versehene Kürzel "LSR" ist noch bis in die 1970er Jahre an vielen Gebäuden zu sehen.
Drei Angehörige der 303. US-Bombergruppe berichten: "We knocked Kiel right off the map." "It was a good show. We won't have to go back there." "What a mess of fighters coming at my tail! All I could see of the target when we left was smoke and flames."
Photo: Die Werft und Gaarden im Qualm. Aufgenommen von einem hochfliegenden Aufklärer der US Air Force während des Angriffs.
13.12.1943 - Wieder Bomben
1.462 amerikanische Bomber greifen Kiel, Bremen und Hamburg an. Bei dem Bombenangriff wird das alte Rathaus am Markt in Schutt und Asche gelegt. Die Nikolaikirche verliert das komplette Dach, vom restlichen Bauwerk bleibt nur noch ein Skelett übrig. Auch das Kaufhaus Karstadt am Anfang der Holstenstraße wird schwer beschädigt.
Photo rechts: Die zerstörte Nikolaikirche.
Juni 1944 - Am Russee wird ein Zwangs- und Arbeitslager errichtet.
In diesem Lager sollen bis Kriegsende etwa 4-5000 Menschen inhaftiert worden sein, es soll 578 Todesfälle gegeben haben.
4.1.1944 - Noch mehr Bomben
Zwischen 11:00 und 13:00 Uhr wird Kiel wieder das Ziel alliierter Bomben. Schwere Schäden im Bereich Düsternbrook.
4. Januar 1944
Dailies of the 323rd Squadron 1944
Transcribed by Nancy Perri
4 Jan. 1944: After an interval of four days in operational missions, eight of our ships participated in a mission to Kiel, Germany. Ships 815, 939, 372, 774, 761, 746, 172 and 759 flown by Capt. Warrington B. Dalton, Jr., 2/Lt. Roman V. Maziarz, 1/Lt. Charles H. Samuelson, 2/Lt. Kenneth Sutherland, 1/Lt. Kenneth T. McFarland, Jr., 2/Lt. Frank R. Kolts, 2/Lt. Douglas C. Harding, 2/Lt. Doyle E. Bradford, and their crews, respectively, went over the target and dropped their bombs and returned to this base. They had a good escort of American fighters, which seemed to have kept the enemy fighters from giving our ships any trouble. The flak was moderately heavy but inflicted little damage to our planes. Our ground crews soon made them ready for another mission the next day. Such events tend to raise morale among all the men both ground and air echelons. While no enemy planes were shot down by our gunners, the primary purpose of the mission was accomplished. We dropped our bombs on the target and returned safely without loss of ships or personnel. Flying personnel, who did not participate in today's mission, took training on the ground. The basic policy is to stress training so as to enable each individual to be occupied in developing his ability to the highest degree as well as building morale. A man on the ground doing nothing while his comrades are in the air slugging it out with the enemy is far from happy. He should have something to occupy his mind until the ships come home.
23. / 24. Juli 1944 - Schwerster Angriff der RAF
Als Angriffszeit wir 1 Uhr morgens genannt. Es soll der schwerste Angriff der RAF auf die Stadt überhaupt gewesen sein. Ausgeführt wurde der Angriff durch die 103. Squadron und die 576. Squadron der RAF. Der Verband bestand aus insgesamt 629 Flugzeugen, darunter zehn Mosquito-Jäger als Geleitschutz. Die deutsche Seite soll durch den Angriff völlig überrascht worden sein. Eingesetzt wurde der "Mandrel jamming screen", eine Tarnvorrichtung, die das deutsche Frühwarnsystem erfolgreich getäuscht hat.
Laut Einsatzbericht des RAF Bomber Command sollen in dieser Nacht 500 "delayed-action bombs" auf Kiel geprasselt sein und für ernsthafte Probleme beim Aufräumen gesorgt haben. Nach dem Angriff soll für drei Tage die Wasserversorgung zusammengebrochen sein, Busse und Bahnen konnten acht Tage nicht fahren, und die Gasversorgung war für ganze drei Wochen lahmgelegt. Die Innenstadt war wegen der Masse der nicht explodierten Bomben für längere Zeit nicht begehbar.
25. Juli 1944 - HEAVY RAID ON KIEL
The Sydney Morning Herald schreibt am 25. Juli 1944:
150 Tons Each Minute
LONDON, July 24 (A.A.P.).— Kiel, the great German naval base, suffered one of the heaviest attacks of the war last night, when a great force of R.A.F.
heavy bombers rained down well in excess of 2,500 tons of bombs on its installations.
At one stage, says the Air Ministry News Service, bombs were falling at the rate of 150 tons a minute.
23.1.1945 - Flüchtlinge
Beginn der Transporte von Soldaten und Flüchtlingen aus Ostpreußen und der Danziger Bucht nach Kiel. Da die Stadt in Trümmern liegt und nicht mal mehr genug Wohnraum für die Kieler vorhanden ist, werden die Flüchtlinge weitestgehend in's Hinterland durchgereicht.
11.3.1945 - Einsatzbericht der US Eighth Air Force
STRATEGIC OPERATIONS: 2 missions are flown. Mission 881: 1,256 bombers and 814 fighters are dispatched to make H2X radar attacks on U-boat yards at Kiel and Bremen and the shipyard and refinery area at Hamburg, Germany; 1 B-17 and 4 P-51s are lost:
1. 344 of 352 B-24s attack the Krupp Germania U-boat yard at Kiel; 2 B-24s are damaged. 232 P-47s and P-51s escort; 1 P-51 is lost.
2. 469 of 485 B-17s hit the Wilhelmsburg oil refinery at Hamburg; 1 other hits a target of opportunity; 1 B-17 is lost and 41 damaged; 3 airmen are WIA and 10 MIA. Escorting are 252 of 265 P-51s; 2 are lost.
3. 406 of 413 B-17s hit the Deschimag U-boat yard at Bremen; 9 B-17s are damaged. 237 of 255 P-51s escort; 1 is lost.
4. 6 B-17s fly a screening mission.
5. 18 P-51s escort 6 F-5s and a Spitfire on photo reconnaissance missions over Germany.
6. 27 of 29 P-51s fly a scouting mission.
3.4.1945 - Volltreffer auf "Admiral Hipper"
Bei einem Luftangriff auf Kiel erhält der schwere Kreuzer "Admiral Hipper" einen Bombenvolltreffer. Beim nächsten Angriff werden auch die Aufbauten ein Opfer der Bomben. Mangels Material war eine Reparatur unmöglich, und so wurde das Schiff am 3.5.1945 im Dock der Deutschen Werke gesprengt. Der Schiffsrumpf wurde im Juli 1945 wieder schwimmfähig gemacht. Man setzte das Schiff in der Heikendorfer Bucht auf Grund, wo das Wrack bis zu seiner Verschrottung in den Jahren 1948/49 liegen blieb.
3. und 4.4.1945 - 2.200 Tonnen Bomben
Rund 700 Flugzeuge der US Air Force greifen den Kieler Hafen an. Eine ganze Reihe von Schiffen wird durch die Bomben zerstört. Die U-Boote U 237, U 749, U 1221, U 2542, U 3003 und U 3505, Minensucher M 802, Minentransporter Irben, die Räumboote R 59, R 72, R 119 und R 261 werden vernichtet. Noch vor ihrer Fertigstellung trifft es den Frachter Axenfels (6.200 BRT) und den Tanker Mexphalte (2.578 BRT). Vor Bellevue kentert der HAPAG-Schnelldampfer New York (22.337 BRT). Auch vor Verwundeten machen die amerikanischen Bomber keinen Halt, das Lazarettschiff Monte Olivia mit 13.750 BRT wird versenkt.
9. und 10.4.1945 - 2.634 Tonnen Bomben
In dieser Nacht sind die Kieler Hafenanlagen wiederum das Ziel britischer Bomber. Das RAF-Bomber Command mit 591 Maschinen der Gruppen No. 1, 3 und 8 greift die Werften auf dem Ostufer an, 2.634 Tonnen Bomben werden abgeworfen. Der Schwere Kreuzer Admiral Scheer wird so schwer getroffen, dass er im Ausrüstungsbecken der Marinewerft kentert. Zuerst sah es so aus, als hätten fünf große Bomben ihr Ziel knapp verfehlt, sie fielen in das Hafenbecken neben das Schiff. Durch die Wucht der Detonation wurde der Kreuzer allerdings unterhalb der Wasserlinie aufgerissen, was zu seinem Kentern führte. Das Wrack wurde ausgeschlachtet und liegt noch heute auf dem Gelände des Marinearsenals, zugeschüttet mit den Trümmern der zerstörten Werft.
Admiral Hipper und Leichter Kreuzer Emden werden schwer beschädigt, die U-Boote U 1227 und U 2516, das Torpedoboot T 1, das Minensuchboot M 504, das Wohnschiff General Osorio (11.590 BRT) und weitere drei Handelsschiffe mit insgesamt 2.787 BRT werden vollständig zerstört.
Das eigentliche Ziel, die Vernichtung der neuen "Super-U-Boote", wird verfehlt.
4.5.1945 - Kriegsende
Für Kiel ist der Zweite Weltkrieg vorbei. Die Stadt wird kampflos den Briten übergeben. Um 16 Uhr erscheint eine britische Vorausabteilung im Rathaus und teilt erste Anweisungen zum Verhalten der Bevölkerung mit. Am 5. Mai erscheint eine weitere Vorausabteilung und besetzt wichtige Betriebe wie die Walter-Werke (Bau von U-Boot-Motoren), die Elac (Elektroakustik) und die Deutschen Werke Friedrichsort (Torpedobau). Am 7. Mai wird die Stadt vollständig besetzt. Die Einwohnerzahl betrug Ende 1945 noch 157.000.
8. Mai 1945 * KIEL SHATTERED
LONDON, Monday (AAP). — Allied air attacks have shattered Kiel—Germany's greatest naval base—beyond belief, says the "Daily Mail" correspondent in Kiel. He reports that lying among the •wreckage are the heavy cruiser Hipper, which is still smouldering, and the capsized pocket battleship
Admiral Scheer. Other craft from destroyers and ocean going submarines to tugs and pocket U-boats lie wrecked and abandoned.
Northern Star (Lismore, NSW: 1876 - 1954) Tuesday 8 May 1945 p 5
Nach 1945
25.10.1946 - Bunkersprengung
Die Briten sprengen den U-Bootbunker "Kilian" an der Schwentinemündung. Die Bevölkerung bittet um Aufschub, weil unter dem Bunker noch fünf Tote in einem U-Boot liegen. Die Briten lehnen ab. Die Trümmer des Bunkers sind noch bis zum Ende des 20. Jahrhunderts zu besichtigen. Mit der Erweiterung des Ostuferhafens werden auch sie beseitigt.
1947 - Rudolf Hell
Geboren am 19.12.1901 Eggmühl /Bayern - Erfinder. Hell studierte von 1923 bis 1929 Elektrotechnik an der TH München. Bereits 1925 erfand er eine "lichtelektrische Bildzerlegröhre" fürs Fernsehen. 1929 promovierte er mit einer Arbeit über ein Funkpeilgerät für die Luftfahrt. Im selben Jahr gründet er in Berlin-Dahlem die Dr.-Ing. Rudolf Hell GmbH, die Nachrichten- und Informationstechnik produziert. Das Geld dafür bekam er durch eine Erbschaft und den Verkauf seines Autos. Mit den von ihm entwickelten Geräten revolutionierte Hell die gesamte graphische Industrie.
Als er 1945 für den Kriegseinsatz nach Kiel kommt, ist schon alles fast vorbei. So gründet er 1947 in Neumühlen eine kleine Firma. Ab 1949 beschäftigte sich Hell mit Bildtelegrafie und entwickelte Geräte für Post, Presse, Polizei und Wetterdienste. Ab 1953 werden Klischographen verkauft, die mittels lichtelektrischer Abtastung Bilder direkt in Druckvorlagen umwandeln können. Die Klischographen sind die Vorläufer der modernen Faxgeräte. Sein 1964 entwickeltes Digiset löste innerhalb kurzer Zeit den traditionellen Bleisatz vollkommen ab.
1971 wurde seine Firma in eine GmbH umgewandelt, an der sich die Siemens AG maßgeblich beteiligte - von da an ging es bergab .... Ein Jahr später zog sich Hell aus dem Arbeitsleben zurück. 1987 wurde er in die Erfindergalerie des Deutschen Patentamtes in München aufgenommen. Hell starb am 11. März 2002 in Kiel. Sein Grab befindet sich auf dem Eichhof.
17. Dezember 1947 - Durch Beschluss der Ratsversammlung wird der Hohenzollernpark in Schrevenpark umbenannt.
1948 - Der neue Seefischmarkt
In Wellingdorf wird an der Schwentinemündung, auf dem Gelände der ehemaligen Kolbewerft, der Seefischmarkt neu eröffnet. In der Mündung der Schwentine fand er seine bestmögliche Lage. Die Boote lagen hier vor Sturm geschützt und trotzdem fast schon am Ausgang der Kieler Förde, so dass die freie See schnell erreicht werden konnte.
Für Jahrzehnte war auf dem Gelände alles beheimatet, was irgendwie mit Fisch und Seefahrt zu tun hatte: Fischfabriken, Räuchereien, Segelmachereien und Ausrüster. Die zunehmende Überfischung der Ostsee führte dann zu einem langjährigen Siechtum. Heute sind auf dem Gelände nur noch wenige fischverarbeitende Betriebe zuhause.
1. Mai 1951 - Eine Netzmacherei
Die Netzmacherei Hermann Engel wird gegründet. Nach sehr bescheidenen Anfängen bauen die beiden Söhne Hans-Hermann (Firmeneintritt 1954) und Manfred Engel (Firmeneintritt 1959) die Firma kontinuierlich aus. Heute besitzt die Firma Niederlassungen in Büsum und Cuxhaven.
1952 - Die Revanche
Zum Bild rechts: Schrottberge im Kieler Hafen. Nach dem Ende des II. Weltkrieges wurden die Werften von den britischen Besatzern weitgehend in Stücke geschlagen. Was noch gebrauchsfähig war, wurde als Wiedergutmachung nach Großbritannien transportiert. So wie die auf dem Photo zu sehenden Schrottberge, die für britische Stahlwerke gedacht sind. Etwa an selber Stelle steht heute das Hafen-Hochhaus
Bildquelle: Bundesarchiv, Bild 183-16437-0010 / Zentralbild Pett Hein-Ho. 23.9.1952
1953 - Die Holstenstraße wird Deutschlands zweite Fußgängerzone.
1958 - Suchsdorf wird ein Stadtteil von Kiel
1959 - Auf der Kieler Förde werden die "Wasserbusse" eingeführt. Sie übernehmen den Linienverkehr auf der Förde.
24. April 1961 - Oslo-Kai
Im Jahr 1959 trat der norwegische Reeder Anders Jahre mit der Idee an die Stadt Kiel heran, eine Fährverbindung ziwschen Oslo und Kiel einzurichten. Die Stadt stimmte zu, wenn auch mit tiefen Sorgenfalten. "Kiel hat kein Geld, das weiss die Welt": Da waren zum einen die geschätzten Baukosten in Höhe von mehr als 5 Millionen DM. Dann wünschte sich Reeder Jahre einen möglichst repräsentativen Standort. Da man für einen Anleger auch genügend Platz brauchte, kam nur die Fläche zwischen Schloss und Kunsthalle in Betracht. Diese hatte allerdings eine gravierenden Nachteil. Über Jahrhunderte waren hier die Abwässer der Stadt in die Förde geleitet worden, das Gelände war ein einziger Sumpf. So mussten zuerst Berge von Schlick abgetragen werden. Dann wurden 200 Pfähle im schlammigen Boden versenkt, auf die eine große Platte gegossen wurde.
Am 24.4.1961 war es dann so weit, der Oslo-Kai unterhalb des Kieler Schlosses wurde eingeweiht. Richtig los ging es am 3. Mai, als die Kronprins Harald (Bild links) das erste Mal in Kiel festmachte und noch am selben Tag wieder nach Oslo abfuhr. Dieses erste Fährschiff war 7.500 BRT groß und fasste 500 Passagiere und 120 PKW. Als zweites Schiff folgte die etwa baugleiche Princesse Ragnhild.
Im Laufe der Jahre wurde das alte Fährgebäude zu klein für die zunehmenden Ausmaße der Fährschiffe. So wurde auf dem Ostufer der Hörn, gegenüber dem Bahnhof, ein neues Gebäude errichtet. Am 18.8.1997 wird der neue Norwegen Terminal seiner Bestimmung übergeben, so dass die alte Anlage in weiten Teilen ausgedient hat.
In Gegenwart der norwegischen Königin und der schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis wird das neue Gebäude seiner Bestimmung übergeben.
Und es wollte und wollte nicht klappen. Denn Bedingung für die Eröffnung seitens der norwegischen 'Color Line' war, dass eine Brücke über die Förde fertiggestellt sein müsste. Und dieses Teil war so kompliziert gedacht, dass es monatelang Schwierigkeiten gab. So gingen der Stadt Kiel auch noch einige Mark an Pacht durch die Lappen.
Mai 1962 - Der Flugzeugträger USS "Wasp" macht Station in Kiel.
28. Juni 1964 - Der Star Palast
Um 19 Uhr ist es soweit: Der Star Palast im Karlstal, Ecke Kaiserstraße öffnet seine Pforten. Und wird in den nächsten Jahren eine wechselhafte und wilde Geschichte durchmachen. Hier haben Stars von Weltruhm gastiert. Zu Zeiten, als der "Kraut-Rock" noch eine blühende und eigenständige Musikrichtung war, haben hier viele deutsche Bands Station gemacht. "Epitaph" waren eine ganze Woche zu Gast. Otto Waalkes hat hier zu Zeiten gastiert, in denen er sich noch ernsthaft als Musiker und nicht als Blödel-Barde versucht hat. Seine Pauseneinlagen waren immer besser als seine Musik, und so machte er schliesslich nur noch Pausen. Zu den illustren Gästen gehörte auch Jimi Hendrix.
Vor seiner Zeit als Diskothek und Konzerthalle war der Star Palast ein Kino, an der Innenarchitektur war dies auch später noch deutlich erkennbar.
Der Laden machte einige Besitzer- und Namenswechsel durch. Seine wohl beste Zeit hatte er unter dem Namen "Revolution", kurz "Revo" genannt. Das "Revo" hatte in der Szene den allerbesten, in der bürgerlichen Welt den allerschlechtesten Ruf. Der Drogenhandel blühte, auf der Freitreppe, die früher über die ganze Breite des Gebäudes ging, boten bis zu einem halben Dutzend Dealer ihre Ware an. Das Drogendezernat war öfter zu Besuch als so mancher Stammgast, Razzien waren an der Tagesordnung.
Die Polizei, damals noch wesentlich schlechter geschult als heute, beschlagnahmte bei ihren "Überfällen" auch schon mal Klumpen aus Teer und Anti-Baby-Pillen. Legendär auch die Geschichte, als ein Haufen Männer, irgendwie getarnt als Männergsangsverein, wankelnd und torkelnd die Straße heraufkam und plötzlich in alle Richtungen zum Dealerfang auseinanderspritzte und irgendwas wie "Stehenbleiben, Zollfahndung!" brüllte. Die "Konkurrenz" hatte den Braten aber schon längst gerochen und war schnurstracks verduftet.
Wie ich es meinen Eltern beigebracht habe, dass mich die Polizei dort als 15-Jährigen nach Mitternacht aus dem Laden geschleift hat, ist eine Geschichte für sich.
Mit der Umbenennung in "Electric Action" - ein Übernahmeversuch durch die "Bergstraße" - begann dann der Anfang vom Ende. Statt Birth Control, Frumpy, Pink Floyd und wie sie alle hiessen, sollte hier der Pop der 70er Jahre Einzug halten. Die alten Gäste blieben aus, es floppte. In diesen Tagen eröffnete in der Lerchenstraße das "Helter Skelter", die Szene wanderte aus Gaarden ab traf sich dort wieder.
Nach seinem Ende als Musiktempel beherbergte das Haus u.a. einen Tapetenmarkt und einen Laden für Ramschartikel. Heute ist das Gebäude eine Moschee. Ganz am Anfang war dort ein Kino zuhause.
Hoch über der Hörn in Gaarden auf dem Ostufer ist Grundsteinlegung. Eine neue Schwimmhalle soll entstehen. Am 4.12.1966 wird die Halle von Oberbürgermeister Bantzer eröffnet. Am 31.5.2018 wird die Halle wegen des neuen "Spaßbades" geschlossen.
1969 - Das große Fass der Eiche Brauerei
1. Juli 1971 - Die Eiche verwelkt
Die Eiche-Brauerei in der Prüne wird von der "Berliner Kindl Brauerei AG" übernommen und zunächst als Zweigniederlassung weitergeführt. 1979 wird der Betrieb geschlossen, das gesamte Gelände wird eingeebnet.
1972 - Die A 215
Kiel bekommt mit der A 215 eine Autobahnanbindung. Grund dafür war das Stattfinden der Olympischen Segelwettbewerbe in Kiel-Schilksee.
31. Oktober 1975 - Ein neuer Turm
Der neue Kieler Fernsehturm, gleich neben dem alten, sehr viel kleineren, wird nach fast zwei Jahren Bauzeit fertiggestellt. Seine Höhe beträgt 230 Meter. Durch die Einführung des DVB-T erhält der Turm am 23. Oktober 2004 eine neue Antenne und wird dadurch um etwa fünf Meter kleiner. Entworfen wurde der Turm durch die Kieler Architekten Gerhard Kreisel und Günter H. Müller.
1983 - Die Howaldtswerke-Deutsche Werft AG (HDW) schließen ihr Werk in Dietrichsdorf. Produziert wird jetzt nur noch in Gaarden.
4. Mai 1985 - Das Ende der Straßenbahn
Wagen 241 im Eisenbahnmuseum am Schönberger Strand
Auch Kiel hatte einmal eine Straßenbahn. Die letzte der Bahnen, die Linie 4, fuhr von der Fähre Holtenau nach Wellingdorf. Der Weg am Ostufer führte von der Gablenzbrücke zum Karlstal, dann weiter durch die Schulstraße. Hier wurde es bis zur Elisabethstraße, die durch die enge Augustenstraße erreicht werden musste einspurig. Vor allem in den beiden Kurven gab es ein Gerumpel und Gequietsche, das noch in hunderten von Metern Entfernung zu hören war. Weiter ging es zur Werftstraße und von dort bis zur Endstation in Wellingdorf. Das Depot für die Bahnen war in Gaarden an der Werftstraße. Das Besondere an Kiel war die Spurweite von 1100 mm.
Das Photo oben stammt vom Museumsbahnhof am Schönberger Strand. Dort können noch mehrere der alten Wagen besichtigt werden.
1. März 1993 - Radio
06:00 ? MEZ Kiel, Werftstraße: Auf Welle 105,6 beginnt alpha-Radio zu senden. Der Name bleibt dem Sender nicht lange erhalten: Die Kirch-Gruppe hatte bereits Namensschutz für einen ähnlich klingenden Sender angemeldet, und so wird der Sender per 15.4. in delta-Radio umbenannt.
30. Juni 1993 - Das Ende einer Mühle
Die Holsatiamühle am Nordufer der Schwentine wird stillgelegt und später abgerissen. "Nachgeholfen" hat ein Brand, der aus unbekannten Gründen ausgebrochen ist.
1994 - Das Ende der Brauereien
Die Hamburger Holsten AG schliesst ihren Kieler Betrieb in der Holtenauer Straße. Zwei Jahre später werden die Gebäude abgerissen. Damit ist auch die letzte, größere Brauerei aus dem Kieler Stadtbild verschwunden.
1.10.2003 - Holsten-Eck: Geschichte einer Kneipe
Eine der traditionsreichsten Gaststätten in Gaarden ist oder besser war das Holsten-Eck in der Kaiserstraße 57. Hervorgegangen ist es aus dem "Café Carlsen", das dort schon am Anfang des letzten Jahrhunderts eröffnet wurde. Im Volksmund wurde das Lokal "Café Knutsch" genannt, denn in stillen Nischen trafen sich dort die Jungs der Marine mit den Gaardener Deerns.
Am 1. Oktober 1983 hat Karin Trede das Geschäft übernommen, und mehr als 20 Jahre gehörte das Holsten-Eck zu den bestbesuchten Gastätten im Viertel. Frau Trede ist Gastronomin in der zweiten Generation, ihre Eltern hatten lange Zeit das "Dreger's", Ecke Elisabethstraße / Augustenstraße (Danach "Fiesta" und "A La Turka").
Beim 20-jährigen Jubiläum auf ihre Erlebnisse in den Jahren angesprochen, kommt die Chefin ins Sinnieren. Man war immer hautnah am Gaardener Geschehen. Als es der Werft noch gut ging, standen hier am Freitagnachmittag die Werftarbeiter in Viererreihen am Tresen und verlangten nach Bier. Legendär auch der "Petersilien-Markt". Nach dem Einkauf auf dem Wochenmarkt versammelten sich die Gaardener im und vor dem Holsten-Eck. Auf offener Straße wurde geschwoft und getanzt. Lustige Begebenheit: Die vollen Einkaufskörbe wurden vor dem Lokal in Reih und Glied abgestellt, nach einigen Bierchen kam es da schon mal zu Verwechselungen, so dass es in vielen Familien am Sonntag ein "Überraschungsessen" gab.
In der langen Zeit hat das Holsten-Eck Gäste aus aller Herren Länder gesehen. Im Gästebuch finden sich neben vielen anderen Einträgen die besten Wünsche von Besuchern aus Dänemark und Wales. Auch die halbe Besatzung des Segelschulschiffes "Gorch Fock" hat sich hier verewigt.
Viele Gäste sind bereits ein Stück Geschichte. So trafen sich hier die Straßenbahner, deren Depot früher an der Werftstraße lag, der "Verein Montierung von 1881" und ein Sterbeverein der Howaldts-Werke, der im Jahr 2003 nur noch aus drei Mitgliedern bestand.
In den Tagen vor seiner Schliessung hatte das Lokal Stammgäste, die bereits seit Jahrzehnten dort verkehrten. Und neue Gäste kamen hinzu. Da die Türen für alle offen standen, war das Publikum ein bunter Querschnitt durch Gaarden. Auch für viele Gaardener Vereine war das Holsten-Eck ein Zuhause geworden. Hier trafen sich unter anderen die "Alte Gaardener Gilde", der "Gaardener Verein" und der "TuS Gaarden".
Gastronomin kann ein kräftezehrender Beruf sein, trotzdem hat Frau Trede "ganz nebenher" noch ihre Kinder großgezogen und sich auch politisch engagiert, so etwa gegen die Einführung der Getränkesteuer.
Wünsche für die Zukunft? Dass es dem Stadtteil und seinen Menschen wieder ein wenig besser geht und man ein bisschen an das schöne Leben vergangener Tage anknüpfen kann. Das war im Jahr 2003.
15. März 2009: Bei der Oberbürgermeisterwahl lag die Wahlbeteiligung im Stadtteil Gaarden unter 20 %.
11. Juni 2009 - Großfeuer im Nordhafen
(Polizeimeldung vom 12.6.2009) Großfeuer am Kieler Nordhafen beschäftigt rund 500 Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr
In der Nacht zum Freitag ist es auf dem Gelände eines Paraffinverarbeitungsbetriebes im Kieler Stadtteil Wik zu einem Großbrand gekommen. Zwei Personen erlitten leichte Verletzungen. Es entstand Sachschaden in Millionenhöhe. Gegen 23:45 Uhr alarmierte der Schleusenmeister des Nord-Ostsee-Kanals die Einsatzleitstelle, nachdem er auf ein Feuer an der Uferstraße aufmerksam geworden war.
Als die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr nur wenig später den Brandort erreichten, brannte bereits ein Gebäudeteil des Wirtschaftsgeländes in voller Ausdehnung. Ein Übergreifen der Flammen auf zwei der drei dort befindlichen Lagertürme für Flüssigparaffin konnte nicht verhindert werden, so dass rund 70.000 Liter davon ausliefen. Da ein Großteil der brennenden Flüssigkeit ins angrenzende Wasser floss, veranlassten die Einsatzkräfte der Wasserschutzpolizei um 0:20 Uhr die Sperrung des Kanals für die Schifffahrt. Die brennende, wachsähnliche Flüssigkeit ergoss sich auf einer Länge von rund 100 Metern auf dem Gelände und entfachte zusätzlich dort lagernde Paraffinplatten. Mehrere Detonationen und Feuerwalzen, die mehr als 30 Meter in die Höhe schossen, erschwerten die Arbeit der Feuerwehrmänner. Als besonders heikel erwies sich der Umstand, dass sich große Heizöltanks in unmittelbarer Nähe befanden, deren Entzünden jedoch glücklicherweise vermieden werden konnte.
Zahlreiche Schaulustige, die sich in der Zwischenzeit auf der Holtenauer Hochbrücke eingefunden hatten, mussten ihren Platz aus Sicherheitsgründen räumen. Gegen fünf Uhr war der Brand unter Kontrolle, die Brandwache und Nachlöscharbeiten zogen sich noch über mehrere Stunden bis in den Vormittag hinein.
Etwa 350 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr Kiel und aller umliegenden Wehren bis hin zur Freiwilligen Feuerwehr Rendsburg sowie elf Streifenwagen der Kieler Polizei, ein Feuerlöschboot und ein Rettungskreuzer waren während des Großfeuers im Einsatz. Eine Anwohnerin und ein Feuerwehrmann mussten sich mit dem Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung untersuchen lassen.
Die Brandursache ist bisher noch unklar. Der Brandort wurde beschlagnahmt, die Ermittlungen hat die Kripo Kiel übernommen.
Webseiten zur Kieler Geschichte
Freunde der Straßenbahn Kiel e.V.
Kiel-Stadtteile.de
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