Aus dem Archiv 2004
Behördliches Trauerspiel in mehreren Aufzügen
(3.12.2004) Zugegeben: Durch die Damen und Herren, die mit ihrer Zeit nichts besseres anzufangen wissen, als den ganzen Tag herumzuhängen, sah es an den beiden runden Bänken am Alfons-Platz in Kiel-Gaarden meist recht dreckig aus. Aber ist das ein Grund, gleich allen GaardenerInnen die mal schattigen, mal sonnigen Sitzplätze unterm Hintern wegzuziehen? Schon mal in den über Winter wasserlosen Brunnen am Vinetaplatz geschaut? Wird diese Altglas-, Dosen- und Dreck-Sammelstelle jetzt auch abgerissen?
Politiker und Beamte in dieser verrotteten Republik kommen mir immer mehr vor wie eine plan- und ziellos umherirrende Meute von Hirnlosen, die die Pest am Hals hat. Aber anstatt die Seuche zu bekämpfen, werden die Leichen erstmal gestapelt, gezählt und verwaltet. Und ansonsten wird jahrelang über die Gebührenordnung für Friedhöfe debattiert.
Knallköppe, ein weiterer Akt
(22.1.2005) Bei dem, was Politiker und Beamte unserer Republik uns tagtäglich zumuten, ist es schon lange Zeit, im Web mal eine Seite wie etwa www.knallkoeppe.de oder Ähnliches einzurichten. Dass die Knallkopp-Skala nicht nur nach unten offen ist, sondern gegen Unendlich geht, hat wieder einmal der Ortsbeirat Gaarden bewiesen, ein Verein munterer Schwätzer, der die eigenen Zusammenkünfte schon mal als "Karnevalssitzung" bezeichnet.
Fasching steht vor der Tür, und im Bemühen um die sinnloseste Büttenrede der Saison hat dieser Ortsbeirat mal wieder alle Register gezogen. Nachdem am Alfons-Platz und anderen Stellen in der Elisabethstraße bereits einige der schönen Sitzbänke entfernt wurden - siehe Artikel unten - will man jetzt zum Rundumschlag ausholen. Bis auf eine Handvoll Sitzmöglichkeiten sollen alle Bänke entfernt werden. Der Grund: Unsere saufenden und urinierenden Gaardener Sorgenkinder, für die die Bänke zur zweiten Heimat geworden sind. Nachdem ihnen unsere Politik die Jobs, die Selbstachtung und zum Teil auch die Wohnungen weggenommen hat, will man ihnen nun auch den letzten Sitzplatz unter dem Hintern wegziehen. Und hofft, sie dann los zu sein. Unfug. Der Treffpunkt Vinetaplatz ist selbst dann aktuell, wenn es regnet oder schneit. Dann wird sich eben untergestellt und im Stehen weitergebechert. Eine Idee, die an Obskurität kaum noch zu überbieten ist: Alle Bänke sollen in der Werftbahnstraße aufgestellt werden, man hofft auf eine Völkerwanderung, weil dort dann so wunderschöne Sitzplätze sind. Wäre eher ein schöner Platz für diejenigen, die auf solche Ideen kommen, denn in der Politik sind sie vollkommen fehl am Platz.
An die Menschen wird mal wieder nicht gedacht, was nicht nur für unsere Sorgenkinder gilt. Nachdem viele ältere Meschen sich aus Angst vor Gewalt nur noch wenig aus ihren Wohnungen trauen, werden ihnen nun auch noch die Ruhemöglichkeiten nach dem Einkaufen genommen. Und es trifft nicht nur die Alten. Die Bänke werden von vielen GaardenerInnen gerne für einen Klönschnack oder eine kleine Siesta genutzt. Werden sie entfernt, dann raubt man Gaarden einen Teil seiner unvergleichlichen Atmosphäre.
Eine unfähige Politik hat viele Menschen in Ruin und Hoffnungslosigkeit getrieben - und weniger werden es sicher nicht. Das Geld, das der Abbau der Bänke kostet, ist für eine menschliche Hilfe sicher besser angelegt. Besteht eher eine genetische Seilschaft zwischen der Hirnbeschaffenheit unserer Ortsbeiräte und ein paar Holzbänken, oder warum schafft man es nicht, sich mit lebenden Menschen zu beschäftigen?
Ich meine: Eine ungeheure Sauerei! Und menschenunwürdig und unzivilisiert dazu. Und der Weg in die falsche Richtung. Die gemütlichen Ecken sollten weiter ausgebaut werden, z.B. mit ein paar Blumenkübeln.
2:0 für die Sorgenkinder
(1.4.2005) Oder: Ein Artikel, passend zum 1. April. Zuerst sah es nach einem Punktgewinn für den Ortsbeirat Gaarden aus. Um an der Ecke Karlstal und Kaiserstraße das alkoholisiert-urinierende Problem in den Griff zu bekommen, hatte man beschlossen, einfach die Sitze abzubauen, auf denen eine Horde mehr oder weniger alkoholisierter und sonstwie zugedröhnter Gestalten sich häuslich eingerichtet hatte. Zwei von acht Sitzen hatte man in einer Ecke dieser kleinen Laube stehenlassen - was irgendwie schon mal total beknackt aussieht. Und man hatte gehofft, dass sich unsere Sorgenkinder schnell aus der Ecke verziehen.
Denkste. Mittlerweile sieht der Punktgewinn für den Ortsbeirat mehr nach einem Eigentor aus, so dass es jetzt 2:0 für die Sorgenkinder steht, denn die haben dazugewonnen. Hinter den abgebauten Sitzplätzen steht noch eine kleine Mauer. Genau betrachtet hat der Ortsbeirat mal wieder einen so richtig gut durchdachten Plan gehabt. Ergebnis: Durch das Freilegen dieser kleinen Mauer wurden noch mehr Sitzplätze geschaffen, von denen unsere Sorgenkinder natürlich rege Gebrauch machen. Die Masse der herumlungernden Gestalten ist nicht kleiner geworden, es sind noch mehr Heimatlose hinzugekommen. Was allerdings - das muss man zugeben - eher am allgemeinen Trend liegt.
Und nun? Spendiert der Ortsbeirat noch ein paar Kissen? Oder wird die Mauer nun auch noch abgerissen? Nur zu. Hinter der Mauer ist eine kleine Rasenfläche. Schafft nur noch mehr Platz, und unsere Damen und Herren werden es dort im Sommer so richtig gemütlich haben. Wie wäre es dann mit einem Straßenfest? Lasst das die Richtigen organisieren, und die Ecke versinkt endgültig im Chaos. Motto: "Der Beirat ist ein netter Haufen, nun ist noch mehr Platz zum Saufen!"
Sorgenkinder vs. Bank-Räuber 3:0
(3.7.2005) So manch einer hat es richtig schwer. Vor allem, wenn er mit einer vollen Kiste Bier aus dem Supermarkt kommt. Da möchte man sich erstmal setzen und direkt vor Ort einen ordentlichen Schluck nehmen. Doch leider, nach einer Abräumaktion von Ortsbeirat und Stadt Kiel: Die Sitze sind weg. Macht aber nichts. Wenige Meter weiter ist eine Bushaltestelle, und auch dort gibt es eine Bank, noch schöner als die demontierten Sitze. Mit einer Kiste Bier hält man es hier so richtig gut und lange aus und hat einen prima Blick auf alles, was so im Karlstal vorbeikommt. Umgekehrt haben die Vorbeifahrenden einen prima Blick auf unsere trunkenen Sorgenkinder und bleiben lieber im Bus oder treten aufs Gaspedal, statt in Gaarden zu halten. Bedenkenlos und zum wiederholten Mal kann man unseren verantwortlichen Bank-Demonteuren wieder einmal die volle Punktzahl für 100prozentige Hirnlosigkeit zubilligen.
Das gleiche Bild am Alfons-Platz, wo die drei runden Bänke zerstört wurden. Auf den übrig gebliebenen, schattigen Sitzen hat eine weitere Abteilung der Sorgenkinder alles blockiert. Sitzen nach dem Einkaufen: Vergiss es. Es bleiben nur noch die über und über mit Hundeurin verseuchten Steinpfeiler.
Ebenso am Vinetaplatz, wo bei diesem Wetter reger Andrang herrscht. War hier früher das Sitzen wenigstens auf einer Seite möglich, so sind jetzt mittlerweile alle Bänke mit Flaschenhaltern besetzt. Was man unseren Sorgenkindern zugestehen muss: Bei diesem heissen Wetter haben sie ein echtes Herz für die vertrocknende Natur, das durchgelaufene Bier wird einfach dem nächsten Baum überlassen.
Also, wie so oft, die Maßnahmen unserer Verantwortlichen ein weiteres Produkt aus der seriellen Fertigung von Windeiern und Hirngespinsten. Wer noch einen winzigen Rest von Selbstachtung und Bodenhaftung hätte, der hätte angesichts eines derartig durchgängigen Versagens schon längst Platz und Amt verlassen. Wobei viele es begrüßen würden, wenn diese Pisa-Politiker gleich das Land verlassen würden. Vielleicht - und dieses Mal sogar gerne auf Kosten der Steuerzahler - zu einer unbegrenzt dauernden Bildungsreise. Vorschlag: Südliches Afrika. Dort lässt Diktator Robert Mugabe die Hütten der Armen in den Randgebieten der Städte mit Planierraupen plattwalzen. Die hiesigen Methoden sind nicht ganz so brutal, aber die Denkungsart ist die gleiche: Nicht helfen, sondern vertreiben.
4:0 für die Sorgenkinder. Oder: Spendet Stühle!
(11.7.2005) Wir wissen es bereits: Die öffentlichen Sitzplätze sind weg, demontiert vom Ortsbeirat Gaarden und der Stadt Kiel. Unsere alkoholisierten Sorgenkinder, die man mit dieser Aktion vertreiben wollte sind immer noch da. Mehr denn je. Und die scheren sich einen Dreck um den blindwütigen Aktionismus der Verwaltungshengste, sie greifen einfach zur Selbsthilfe. Am Alfons-Platz sind erst einer und jetzt schon zwei ehemals private Stühle in öffentliches Eigentum übergegangen. Man hat die fehlenden Sitzplätze einfach durch mitgebrachtes Mobiliar ersetzt. Eine beispiellose Initiative und ein soziales Engagement, wie es Gaarden schon lange nicht gesehen hat.
Ich für meinen Teil werde diesem Beispiel folgen und in den nächsten Tagen dort, wo am Alfons-Platz die runden Bänke gestanden haben, einen Stuhl abstellen. Möge es gegen die Wutausbrüche helfen, die mich jedes Mal nach dem Einkaufen packen, wenn ich mich einen Augenblick setzen möchte und dies nicht kann, weil die Bänke weg sind. Und, mein Aufruf an alle GaardenerInnen: Spendet Stühle! Es ist in Eurem eigenen Interesse.
Nachtrag von 2012: Es hat sich nichts geändert. Die Lage in Kiel-Gaarden ist nur schlimmer geworden.